Die Lost Place Fotografie fasziniert durch ihre einzigartige Fähigkeit, Vergangenes und Verfallenes in beeindruckenden Bildern festzuhalten. Verlassene Orte, die einst voller Leben waren, erzählen nun Geschichten von Vergänglichkeit und stillem Verfall.
Diese Orte üben eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Fotografen aus, die ihre mystische und oft melancholische Atmosphäre einfangen wollen. Der Kodex soll helfen, diese interessanten Orte so lange wie möglich am Leben zu halten.
Inhaltsverzeichnis
Respekt und Rücksichtnahme
Jedoch birgt diese Art der Fotografie auch Herausforderungen und Verantwortung. Die Lost Place Fotografie erfordert nicht nur technisches Können und kreatives Auge, sondern auch Respekt und Rücksichtnahme. Ein ungeschriebener Kodex, der sich aus dem gesunden Menschenverstand und ethischen Überlegungen ergibt, leitet Urban Explorers bei ihren Touren durch diese vergessenen Orte.
Der Kodex erinnert uns daran, fremdes Eigentum zu respektieren, vorsichtig zu agieren und den Standort geheim zu halten. Durch das Einhalten dieser Regeln schützen wir nicht nur uns selbst, sondern auch die wertvollen und oft fragilen Orte, die wir besuchen.
Dieser Beitrag soll dazu ermutigen, die Schönheit und Geschichte der Lost Places verantwortungsbewusst zu entdecken und zu dokumentieren. Möge es jedem Fotografen als Leitfaden dienen, der sich auf die Reise in die Vergangenheit begibt und dabei unvergessliche Momente einfängt, ohne die Spuren der Zeit zu verwischen.
Zwischen Entdeckung und Erhaltung
Diese Orte haben aber auch eine starke Anziehungskraft auf Personen, die weniger respektvoll mit den Orten umgehen.
Daraus ergibt sich eine immerwährende Kontroverse zwischen den verlassene Gebäude und den damit einhergehenden Vandalismus.
Doch diese Faszination hat ihre Schattenseiten. Vandalismus folgt oft auf dem Fuß. Graffiti, zerstörtes Eigentum, Müll und illegale Partys beschleunigen den Verfall der Gebäude.
Was einst schön und geheimnisvoll war, verliert immer mehr an Glanz. Die offensichtlichen Schäden beeinträchtigen nicht nur die Ästhetik und Integrität der Strukturen, sondern gefährden unter Umständen auch die Sicherheit der Besucher.
Hier steht das Interesse, solche Orte zu erkunden und zu dokumentieren, gegen die Notwendigkeit, sie zu schützen. Ein ungeschriebener Kodex fordert Respekt und Rücksichtnahme (eine kurze Erklärung von Fritz Meinecke an dieser Stelle). Doch das Dilemma bleibt: Wie hält man die Balance zwischen Entdeckung und Erhaltung?
Der Kodex
Diesen Kodex findest Du an keiner offiziellen Stelle. Es ist vielmehr ein kleines, ungeschriebenes Regelwerk, an das man sich halten sollte, wenn man auf derartigen Fototouren unterwegs ist. Die meisten Regeln ergeben sich aus dem gesunden Menschenverstand, andere sind der Sache als solcher geschuldet.
Wenn man in Lost Places unterwegs ist, merkt man schnell, worauf der Kodex hinaus will. Nicht selten sind die Gebäude übelst zugemüllt, Scheiben zerschlagen, die Wände besprüht und nicht zuletzt mussten Inventar und Räumlichkeiten für ein „Lagerfeuer“ hinhalten. Schließlich geht es genau um diese Sachen, daher lautet der Kodex schlicht und einfach:
„Hinterlasse nichts außer Fußspuren, nimm nichts mit außer Fotos.“
Urban Exploration Kodex
Doch was bedeutet das nun im Einzelnen und inwieweit betrifft mich das als Fotograf? Dazu ein paar Gedankengänge:
Ich respektiere fremdes Eigentum.
Seien wir ehrlich, würdest Du es tolerieren, wenn jemand Fremdes auf Dein Grundstück kommt, alle Scheiben demoliert und Deine Garagenwand bemalt? Ich denke nicht. Daher verhalte Dich auf einem Lost Place genauso, wie Du es auch von anderen verlangen würdest. Zerstöre keine Einrichtungsgegenstände, Türen oder Fenster, und versuche nicht gewaltsam in das Objekt einzudringen.
Ich verändere die Location nicht, nehme nichts weg und füge nichts hinzu.
Sprayen, Graffiti und sinnloses Gekritzel auf den Wänden sind ein absolutes „No-Go“.
Ich bewege mich auf einem Lost Place immer vorsichtig.
Der Schutz Deiner und anderer Personen hat immer Vorrang. Die Gebäude sind im Regelfall sehr marode und baufällig. Hände weg von elektrischen Anlagen! Nur weil das Gebäude nicht mehr genutzt wird, heißt das nicht automatisch, dass auch der Strom abgestellt ist. Habe immer einen Blick auf den nächsten Schritt. In Kellern, Bunkern, Gewölben und dunklen Räumen sollte zumindest eine Kopf- oder Taschenlampe dabei sein.
Hinterlasse bei einer vertrauten Person Deinen geplanten Standort/Koordinaten.
Ohne es prophezeien zu wollen, aber es kann immer etwas passieren. Gib dieser Person Rückmeldung während und nach Deiner Tour. Sollte sie nichts von Dir hören, kann sie Hilfe rufen und organisieren.
Bereite Deine Tour sorgfältig vor.
Nichts ist ärgerlicher, als auf halbem Weg umzudrehen, weil der Akku leer ist, die Taschenlampe den Geist aufgibt oder Du die falsche Ausrüstung bzw. Kleidung eingepackt hast.
Verschleiere Dein Vorhaben.
In den meisten Fällen ist es ein illegales Betreten eines fremden Grundstücks. Also parke nicht vor der Haustür und errege kein öffentliches Aufsehen zu Deinem Vorhaben.
Wenn Du eine Erlaubnis einholen kannst, mach das auch.
Manchmal ergibt sich die Gelegenheit, den Eigentümer zu kennen und um Erlaubnis zu fragen. Um eventuelle Bedenken auszuräumen, kann man ihm auch eine Haftungsfreistellung unterschreiben.
Der Standort bleibt ein Geheimnis.
Vor allem bei recht unbekannten Orten vermeide die Möglichkeit, den Standort preiszugeben. Also keine EXIF- und GEO-Daten in den Fotos, keine örtlichen Hinweise oder markante Objekte im Hintergrund der Bilder. In einer Story zur Fotostrecke vermeide hervorgehobene Suchbegriffe, die zu diesem Ort führen könnten.
Schütze diesen Standort.
Damit meine ich nicht, dass Du uns die Fotostrecke und die Story vorenthalten solltest. Vermeide es aber, allzu sehr mit Deinem neuen Fund oder Standort zu prahlen. Es gibt (leider) immer noch kleine Gruppen von Menschen, die dies hier alles ignorieren und mit Vorliebe diesen Ort verwüsten und zerstören würden.
Dieser Kodex gilt für Dich genauso wie für eine Gruppe.
Speziell in einer Gruppe sollten sich die Personen gegenseitig an dieses kleine Regelwerk erinnern, vor allem wenn „Newcomer“ mit an Bord sind.
Unterm Strich
Die Kontroverse um verlassene Gebäude und Vandalismus zeigt das Spannungsverhältnis zwischen der Faszination für die Erkundung vergangener Orte und der Notwendigkeit, sie zu schützen.
Was bleibt, ist die Herausforderung, das Gleichgewicht zwischen Entdeckung und Erhaltung zu wahren.
Die gesamte Artikelserie:
Teil 1: Die Faszination der Lost Place Fotografie
Teil 2: Lost Place Fotografie – Der Kodex
Teil 3: Vergessene Orte entdecken: Tipps zum Auffinden von Lost Places
Teil 4: Lost Place Fotografie – Die Kameraausrüstung