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Venedig zu Fuß entdecken – Ankunft & Aufbruch

Lesestoff für 12 Minuten

Venedig zu Fuß entdecken – Ankunft & Aufbruch

Lesestoff für 12 Minuten

Im ersten Teil dieser Reise lagen gut 1.400 Kilometer hinter uns – ein Weg durch Alpen, Tunnel, Serpentinen und türkisfarbene Bergseen, bis wir schließlich in Fusina ankamen. Von hier aus ist die Lagunenstadt Venedig bequem zu erreichen.

Venedig zu Fuß entdecken: Die Stadt mit ihren Kanälen, Brücken und Schattenrissen lag vor mir – bereit erobert zu werden.

Inhaltsverzeichnis

Täglicher Besuch am Landungssteg in Fusina

Wo schläft der Bulli, wenn die Gondel ruft?

Als ich mich das erste Mal ernsthaft mit der Idee beschäftigte, Venedig mit dem Bulli zu besuchen, stand sofort die große Frage im Raum: Wo übernachten – und wie überhaupt in die Stadt kommen? Denn nach Venezia fährt man nicht einfach rein, stellt das Auto ab und erkundet die Umgebung. Das funktioniert vielleicht in Rom oder Wien – aber Venedig spielt in einer anderen Liga.

Diese Besonderheit macht die Stadt zugleich kompliziert und einzigartig.

Eine erste Websuche spuckte locker über 60 Campingplätze aus – darunter auch der berühmte “Marina di Venezia”. Viele davon liegen allerdings weit außerhalb, was die Frage „Wie komme ich in die Stadt?“ plötzlich zur eigentlichen Herausforderung macht.

Am Ende bleiben nur wenige wirklich sinnvolle Ausgangspunkte: Camping Fusina im Westen, Camping Rialto im Norden und ein paar Plätze auf der Halbinsel Cavallino, von wo aus man per Fähre oder Bus nach Venedig gelangt.

Ein Blick aufs Reisebudget reduziert die Liste noch einmal deutlich. Die Plätze auf Cavallino sind – bei aller Strandnähe – oft doppelt so teuer. Im Rückblick war Camping Fusina für mein Vorhaben die beste Wahl.

Der Platz bietet alles, was man sich als Bulli-Reisender wünschen kann: eine schattige „Green Area“ unter hohen Bäumen, in der man frei steht, ohne Parzellenzwang. Wer es exklusiver mag, stellt sich direkt ans Wasser – mit freiem Blick auf die Silhouetten Venedigs. Allerdings: keine Schatten, volle Sonne. Muss man mögen.

Auch für alle ohne Fahrzeug ist gesorgt: Bungalows, saubere Sanitäreinrichtungen, eine Pizzeria, Bar, ein kleiner Supermarkt und sogar ein Pool – denn baden kann man in der Lagune vor Ort nicht. Das Beste: der Fähranleger direkt vor der Tür. Von hier fährt die Verbindung Venedig-Zattere und zum Alberoni Beach.

Pfingsten, Platzflucht und perfekte Bedingungen

Wenn ich mir beim Schreiben das aktuelle Wetter anschaue, merke ich: Mit meinem frühen Reisetermin hatte ich mal wieder Glück. Ich erreichte Fusina am Pfingstsonntag 2025. Der Platz war gut besucht, aber nicht überfüllt.

Doch schon am Montagmorgen, als ich zur ersten Stadttour aufbrach, setzte rege Betriebsamkeit ein. Viele brachen bereits auf, Zelte wurden abgebaut, Fahrzeuge beladen. Abreisezeit. Für mich: perfekt. Weniger Trubel, mehr Platz, mehr Ruhe.

Reisekasse

Tarif Fusina Camping pro Tag
Fahrzeug: 20 EUR
pro Person: 12 EUR

Alle Tarife und Angebote im Überblick gibt es hier zu finden

Fährverbindung Fusina-Zattere
Eine Hin & Rücktour: 15 EUR
Ermäßigung bei einer drei Tages Karte

Bsp. Pizza vor Ort zw. 9-15 EUR
Stand 06/2025

Das Wetter? Beinahe zu gut. Strahlend blauer Himmel, angekündigte 30 Grad – es war Sommer in der Lagune. Ich packte Kamera, Wasserflasche und Karte, dann ging es zur Fähre. Endlich Venedig.

Der Shuttle fährt direkt nach Zattere – ein Fähranleger im Stadtteil Dorsoduro, etwa 20 Minuten über das aufgewühlte Wasser. Ein idealer Einstiegspunkt, um Venedig zu erkunden.

Die berühmten Sehenswürdigkeiten der Stadt konzentrieren sich auf die Stadtteile Dorsoduro, San Polo und natürlich San Marco. Ich plante keine festen Routen. Wollte schauen, riechen, hören. Ich ließ mich zunächst vom Strom der Menschen treiben, bog dann immer wieder ab – in die engen, dunklen, menschenleeren Gassen, die sich dem Blick entziehen, wenn man ihnen nicht bewusst folgt.

Auf der Ponte dell’Accademia mit Blick auf den Kanale Grande und der Basilika Santa Maria della Salute
Die Richtung stimmt, ein erster Blick auf den Campanile

Venedig zu Fuß entdecken – Von der Accademia zur Piazza

Am ersten Tag in der Lagunenstadt ging es direkt vom Fähranleger in Zattere hinüber in den Stadtteil San Marco. Schon nach wenigen hundert Metern überquert man die erste große Brücke über den Canale Grande: die Ponte dell’Accademia.

Eine erstaunliche Konstruktion aus Holz und Metall – nicht elegant im klassischen Sinn, aber mit Charakter. Von hier aus öffnet sich ein ikonischer Blick auf die Basilika Santa Maria della Salute, die sich anmutig an der Mündung des Kanals erhebt. Ein erstes Postkartenmotiv. Und eines, das man trotzdem nicht übersehen kann.

Ich folgte dem Strom der Menschen weiter, über den Campo Santo Stefano und den Campo Sant’Angelo – Plätze, Arkaden, Stimmen, Tauben. Dann bog ich ab. Irgendwo. In eine der kleinen, schmalen Gassen, in denen das Licht anders fällt und die Luft plötzlich stiller ist. Die Touristen wurden weniger, die Geräusche dumpfer. Nur noch vereinzelt Angestellte, die an den Hintertüren von Hotels und Restaurants ihrer Arbeit nachgingen. Mülltonnen wurden bewegt, Kisten gestapelt, Zigaretten geraucht.

Die Gassen gehörten nun wieder der Stadt. Und mir.

Die Piazza San Marco mit Blick auf die
Basilica di San Marco und den Campanile

Ich schlug mich links, dann wieder rechts durch das enge Gewirr. Kein Plan, keine Karte. Nur der Blick. Und das Auge auf der Suche nach dem nächsten Motiv.

Dann wieder eine Gasse mit Menschen. Ich querte sie, verschwand auf der anderen Seite wieder im Schatten.

Es war bereits später Nachmittag, als ich durch ein großes Tor trat – und plötzlich stand ich auf dem Piazza San Marco.
Ich gesellte mich unter die Menschenmassen, auf der Suche nach einem schattigen Platz. Die Sonne stand mittlerweile senkrecht, das Thermometer kletterte über die 30-Grad-Marke.

Die Szenerie auf dem Piazza San Marco wirkte wie ein überfüllter Hauptbahnhof. Warteschlangen vor dem Palazzo Ducale, der Basilica di San Marco, dem Campanile – geduldige, schwitzende Gesichter in der Sonne. Dazwischen kleine Verkaufsstände, aufgereiht wie Requisiten: Sonnenhüte, Masken, Mini-Gondeln, Magneten mit patiniertem Charme.

Der Platz vibrierte. Eine Mischung aus Hitze, Stimmengewirr und dem dumpfen Grollen der Stadt unter dem eigenen Gewicht. Venedig zu Fuß entdecken war nicht still. Nicht an diesem Ort. Aber gerade das machte es so real.

Zwischen Aufbruch und Ankommen

Die große Aufbruchsstimmung, die sich bereits am Morgen angekündigt hatte, war am Nachmittag auf ihrem Höhepunkt. Als ich zurück auf den Campingplatz in Fusina kam, betrat ich eine fast leere Fläche. Viele waren offenbar nur über die Pfingsttage geblieben oder hatten ein paar freie Tage davor genutzt.

Die Atmosphäre war eine andere. Ruhiger, gelassener – wie nach einem Sommerregen.

Auch sprachlich klappte es wieder. Mit meinem bescheidenen Wortschatz kam ich erstaunlich weit. Es ist interessant, wie schnell man in einem fremden Land gewisse Floskeln übernimmt, wenn man denn will.

Ich hatte es ja bereits angedeutet: Für mich gehört es einfach zum Reisen dazu, sich wenigstens ein wenig den Sitten und Gepflogenheiten anzunähern. Es ist eine Frage des Respekts – und wird einem fast immer mit Entgegenkommen und einem Lächeln gedankt.

Mein Lager in Fusina auf der “Green Area”
Der Platz am Montag Nachmittag

Ein Morgen wie aus Gewohnheit

Am nächsten Morgen hieß es wieder Venedig zu Fuß entdecken. Fast schon routiniert stieg ich in die Fähre, ließ mich 20 Minuten durch die Lagune tragen – Ziel: Zattere.

Diesmal führte mich der Weg westwärts, direkt am Kai entlang in den Stadtteil Dorsoduro – fernab der großen Touristenströme. Hier war der Puls der Stadt besser spürbar. Eine kleine Werft arbeitete in der Sonne, Lastkähne zogen auf den Kanälen vorbei und transportierten alles, was die Stadt zum Leben braucht: Getränkekisten, Zementsäcke, Obst, Müll, Menschen.

An einer belebten Kreuzung ließ ich mich für einen Espresso nieder und beobachtete das Treiben. Auf dem Kanal herrschte sowas wie Rush Hour – für den Außenstehenden ein einziges Durcheinander, aber irgendwie funktionierte alles wie am Schnürchen. Italienische Gelassenheit auf dem Wasser.

Vom Schatten ins Licht – durch San Polo zur Rialtobrücke

Später erreichte ich den Campo San Polo – ein Platz wie eine Schlucht, umgeben von hohen Gebäuden, Kirchen, Palazzi. Auf der schattigen Seite sammelten sich Menschengruppen, redeten, ruhten, lebten. Ich verweilte kurz, nahm die Stimmung auf und zog weiter ostwärts.

Bald war ich an der Ponte di Rialto, wohl der bekanntesten Brücke über den Canal Grande. Und ich war zurück im touristischen Zentrum. Ein freier Blick von der Brücke? Fehlanzeige. Jeder versuchte irgendwie an die Balustrade zu gelangen – für ein Foto, ein Selfie, einen Moment.

Ich drehte schnell wieder ab. Zurück in die Nebengassen, zurück in den Schatten. Die Ruhe war mir lieber.

Die berühmte Ponte di Rialto

Stein, Stille, Schatten – Zuflucht in den Kirchen

Zielstrebig bewegte ich mich wieder Richtung Fähranleger. Es war später Nachmittag, die Sonne brannte erbarmungslos.

Die friedlichsten und kühlsten Orte in dieser Hitze waren die Kirchen. Jede einzelne ein Bauwerk aus Jahrhunderten – Steinmetzarbeiten, Gemälde, Schnitzereien, Artefakte vergangener Zeiten.

Sie hüllten einen ein, schirmten ab, verlangsamten den Puls. Für einen Moment war da nur Stille. Und Licht, das durch farbige Fenster fiel.

Campiello San Zulian
Chiesa di San Moise

Hinter den Bildern – ein Ende, das noch keines ist

Der zweite Tag in Venedig lag hinter mir. Gut 300 Fotos hatte ich bereits im Kasten, rund 25 Kilometer zu Fuß durch die Gassen, Plätze und Schatten der Stadt. Und das alles bei bestem Sommerwetter – oder sagen wir: bei brütenden 30 Grad.

Dazu eine schwere Fotoausrüstung auf dem Rücken. Klingt nicht gerade nach Urlaub. Und war es auch nicht. Aber ich war ja auch nicht hier, um mich zu erholen. Nicht für Sonnenschirme, nicht für Postkartenmotive.

Venedig ist kein Ort zum Ausruhen. Es ist ein Ort, den man erlaufen muss, durchschauen, erspüren – mit offenen Augen und wachem Blick.

In einem separaten Artikel werde ich noch einmal genauer auf die fotografische Seite eingehen – auf das Sujet „Venedig“ zwischen Lichtfalle, Touristenstrom und visueller Überforderung. Und auf das, was in meiner Serie schließlich sichtbar wurde.

Für den dritten Tag hatte ich dann aber tatsächlich ein bisschen Urlaub geplant. Leichtes Gepäck, keine Technik auf dem Rücken. Kein Sucher zwischen mir und der Stadt. Einfach noch einmal durchatmen, treiben lassen. Sehen, wohin mich der Tag führt.

Tag Drei in Venedig und weitere Stationen auf dem Rückweg nach Deutschland gibt es dann final im nächsten Teil der Serie.
Gleich weiter machen mit Teil 3 ⋙
Hier gehts noch mal zu Teil 1 ⋙

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1 Comment

  1. Joerg Braun
    18. Juli 2025 @ 11:04

    Einfach phantastisch wie du die Tage beschrieben hast. Rosamunde Pilcher ist nichts dagegen, Marie ist hin und weg von deiner Prosa. Weiter so, da kann sich dein Onkel Jörc was abgucken

    Reply

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