An dieser Stelle diesmal eine kleine Geschichte, die teils zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken anregen soll. Eine Geschichte, die von viel Frustration, einem Schutzengel und einem Zuständigkeitgerangel erzählt.
Wie der Titel des Beitrags schon verrät, geht es um die Hauptuntersuchung bei Bulli Herman. Wie schnell doch zwei Jahre vergehen können!
Verständlicherweise ist dieser Termin bei einem Auto älteren Baujahres nicht immer der erfreulichste im Kalender. Dass es diesmal zu einer regelrechten Odyssee werden sollte, hätte ich jedoch nicht erwartet.
Aber der Reihe nach.
Inhaltsverzeichnis
Gebaute Einfachheit
Ich erzähle hier niemandem etwas Neues, wenn ich behaupte, dass die Anschaffung eines älteren Gebrauchtwagens auch einen gewissen Anteil an ständiger Aufmerksamkeit und Fürsorge erfordert. Das war mir beim Kauf durchaus bewusst, und dieser Aufgabe stelle ich mich immer noch gerne.
Ein großer Vorteil der älteren Modelle ist ihre „Einfachheit“. Hier kann man – mit etwas handwerklichem Geschick – noch viel selbst erledigen. Keine überfrachtete Elektronik oder Sensorik, die selbst einfachste Reparaturen fast unmöglich macht, weil man das nötige Spezialwerkzeug nicht besitzt.
Das Tauschen und Ersetzen der meisten Bauteile gestaltet sich hier noch recht einfach. So bedarf es nur bei aufwändigeren Arbeiten einer Konsultation in einer Fachwerkstatt, was unterm Strich auch den Geldbeutel schont.
Nur mit Termin
Mit den Jahren entwickelt man ein gewisses Gespür für sein Fahrzeug – so ergeht es mir zumindest mit Herman. Jedem andersartigen „Quietschen“ wird sofort auf den Grund gegangen und, wenn möglich, auch behoben. Ob man mit seinen Prognosen und Reparaturen richtig lag, verrät einem dann alle zwei Jahre der liebe TÜV bzw. die DEKRA.
Trotz aller Vorsicht bleibt immer ein mulmiges Gefühl, wenn der Termin näher rückt. Was finden sie dieses Mal noch, das man vielleicht übersehen hat? Oder welches Rostloch könnte sich in Zukunft zu einem strukturellen Problem entwickeln? Fragen über Fragen, die einem vorher durch den Kopf gehen. Und ich möchte mich an dieser Stelle nicht davon freisprechen. Ganz im Gegenteil: Dieses Mal habe ich lange über den anstehenden Termin nachgedacht.
Aber was hilft es? Man kommt nicht drumherum, also buchte ich kurzerhand meinen HU-Termin bei der DEKRA. Wo ich gerade beim Buchen bin: Ich erinnere mich an Zeiten, da fuhr man einfach auf den Hof der Prüfstelle, meldete sich an und reihte sich in die Schlange der Wartenden ein. Nun gut, das war wohl mal so, oder?
Heute bucht man einen Termin online in der entsprechenden Filiale. Soweit, so gut – ein Termin suggeriert ja auch, dass man pünktlich drankommt. Ein schöner Gedanke, wären die Termine nicht so rar gesät. Pro Tag standen gerade mal vier Termine in den Vormittagsstunden zur Auswahl. Da frage ich mich ernsthaft, ob man hier die arbeitende Bevölkerung vergessen hat. Sogar das Amt schafft es mittlerweile, wenigstens Termine in den frühen Abendstunden anzubieten.
Glücklicherweise kann ich meine Arbeitszeiten etwas flexibel gestalten, sodass ich mit einem morgendlichen Termin um 8:00 Uhr gut zurechtkam. Aber selbst diesen musste man rechtzeitig buchen. Scheinbar dachten viele genauso wie ich.
Eine Runde auf dem Hof
Dann war er da, der Tag der großen Erlaubnisvergabe, meinen Besitz weitere zwei Jahre nutzen zu dürfen. Pünktlich nach dem angesetzten 8:00-Uhr-Termin bestieg der Prüfer mein Auto und begann seine Arbeit.
Man kennt es: Eine Runde auf dem Hof gedreht, alle Knöpfe und Schalter ausprobiert, bis es zur ersten Station ging – der Abgasuntersuchung. Mit dem Gaspedal im Anschlag heulte Herman am Werkstor auf und „rotzte“ sich den Ruß der letzten 1.000 km Stadtfahrten von der Seele.
Es bedurfte mehrerer dieser lautstarken Runden, bis sich der Abgasschacht so „frei gebrannt“ hatte, dass das Diagnosegerät endlich die richtigen Werte ausspuckte und wir diese Station, zu meiner Erleichterung, abhaken konnten.
Weiter ging es in die nächste Halle zum Bremsenprüfstand. Gespannt beobachtete ich das Geschehen vom Hallentor aus. Die Vorderachse war in Ordnung, dann weiter zur Hinterachse für den ersten Versuch. Dann noch ein zweiter Versuch – aber kein Zeiger bewegte sich mehr. Was war passiert?
Der Prüfer stieg aus und winkte mich zu sich. „Irgendetwas hat hier gerade geknallt!“, so seine fachmännische Aussage. Auf der Hebebühne offenbarte sich dann das volle Ausmaß der Katastrophe: Ein satter Strahl Flüssigkeit ergoss sich aus dem Bulli. Die vorläufige Diagnose lautete: Die zuvor simulierte Vollbremsung hatte mindestens eine Bremsleitung zur Hinterachse zum Bersten gebracht. „Damit können Sie jetzt aber nicht mehr fahren“, war eine der vielen, teils schuldbewusst klingenden Aussagen.
Damit platzte auch der Traum von einer frischen Plakette auf dem Nummernschild. Neben der offensichtlichen Tatsache, dass die Bremsen nicht mehr funktionierten, gesellten sich noch ein paar Kleinigkeiten zu den auf dem Prüfbericht vermerkten Arbeiten, und Herman rollte dann im Schritttempo sprichwörtlich aufs Abstellgleis. Für mich bedeutete das an diesem Morgen erstmal: Bus fahren.
Nun soll man ja in allem Schlechten auch das Gute suchen, so sagen die Weisen dieser Welt. Und genau genommen hatte es auch etwas Positives: Wenn ich mir vorstelle, dass diese Aktion bei 100 km/h auf der Autobahn passiert wäre … Ich möchte es mir gar nicht weiter ausmalen.
Die Uhr tickt …
Mit dem abgeschlossenen Prüftermin und den festgestellten Mängeln beginnt bekanntlich die Uhr zu ticken. Genau vier Wochen bleiben dir jetzt, um den Schlamassel zu beheben. Normalerweise würdest du dich ins Auto setzen und direkt die Werkstatt deines Vertrauens ansteuern – eigentlich. Doch das fiel diesmal flach. In diesem Fall hieß es: Finde eine Werkstatt, die deinen Bulli auch „huckepack“ abholen kann.
Glücklicherweise konnte ich noch am selben Tag eine schnelle Abholung und Begutachtung (sowie die Erstellung eines Angebots für die Reparatur) arrangieren. Doch damit begann die lange Odyssee erst. Der gute Mann verabschiedete sich nämlich noch am selben Tag in den Urlaub.
Eine Woche verging also ungenutzt, bevor ich überhaupt in Erfahrung bringen konnte, ob der Bulli nun abgeholt worden war. Es dauerte noch drei weitere Tage, bis ich ein Reparaturangebot auf dem Tisch hatte. Und die nächste schlechte Nachricht ließ nicht lange auf sich warten: Der früheste Reparaturtermin war in ca. 14 Tagen! What??? Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch: Das wird ja eine ganz knappe Kiste.
Um auf Nummer sicher zu gehen, stellte ich mich noch einmal bei der DEKRA vor und bat um eine Fristverlängerung der angesetzten vier Wochen. Eigentlich eine gute Idee zu diesem Zeitpunkt, dachte ich. Aber falsch gedacht. „Diese Frist ist von ganz oben festgelegt, und daran kann auch eine DEKRA-Außenstelle nichts ändern“, war die kurze und knappe Aussage der netten Dame vom Empfang.
Damit blieben mir rein rechnerisch nur noch knapp fünf Tage für alle weiteren Reparaturen, die ich selbst erledigen wollte, und für die Wiedervorführung bei der DEKRA. Das sollte passen – vorausgesetzt, die Werkstatt liefert fristgerecht ab!?
Von Amts wegen …
Der erste Ärger über diese Misere hatte sich gerade etwas gelegt, da flatterte amtliche Post ins Haus. Etwas verwundert musste ich zur Kenntnis nehmen, dass das Verkehrsamt der Stadt ein Verfahren zur Stilllegung des Fahrzeugs eingeleitet hatte und ich nun sieben Tage (in Worten: SIEBEN) Zeit hätte, die Mängel zu beheben.
Um jetzt weitere Verwirrungen zu vermeiden, vorab die Geschichte, wie sie laut der Dame vom Amt richtig hätte ablaufen sollen:
Tritt bei der Hauptuntersuchung ein Fall ein, dass ein Fahrzeug fahruntauglich ist oder wird – wie in meinem Fall –, geht automatisch eine Meldung an das Verkehrsamt. Der Fahrzeughalter, in diesem Fall ich, sollte vom jeweiligen Prüfer einerseits verbal über diese Tatsache (den nun folgenden Amtsakt) informiert werden. Andererseits sollte dies auch in großen Lettern als erster Punkt auf dem Prüfbericht erscheinen.
„Das ich mit dem Bulli vorläufig nicht mehr fahren kann“ war nicht die oben gemeinte verbale Kommunikation, geschweige denn, dass sich auf dem Prüfbericht ein Hinweis darauf finden ließ. Diese Handhabung oder Regelung scheint es bis zu unserer Prüfstelle noch nicht geschafft zu haben. Daher auch meine Verwunderung über das Schreiben.
Was mich allerdings noch viel mehr verwirrte, waren die unterschiedlichen Zeiträume zur Mängelbeseitigung. Einerseits habe ich einen festgestellten Mangel bei der HU, für dessen Behebung mir vier Wochen Zeit gegeben wurden. Nun schaltet sich das Verkehrsamt ein und gibt mir nur noch sieben Tage!? Dass die vier Wochen schon knapp werden würden, war klar, aber nun nur noch sieben Tage? Ist das jetzt so ein Kompetenzding zwischen Amt und Prüfstelle?
Um die Sache etwas zu entspannen, konnte ich die Dame vom Amt insofern beruhigen, dass der Bulli in der Werkstatt sei, es aber noch etwas Zeit benötige. Ich würde sie informieren, sobald alles wieder in Ordnung bzw. fahrbereit ist. So verblieben wir mit der Aussage, dass die Geschichte erledigt sei, wenn alles reibungslos über die Bühne ginge.
Bremsenprüfung die Zweite
Die zu diesem Zeitpunkt erfreulichste Nachricht kam von der Werkstatt, die mehr als fristgerecht ablieferte. So konnte ich den Bulli am Freitag, genau eine Woche vor Fristende, abholen. Am Wochenende würde ich die restlichen Arbeiten erledigen und in der darauffolgenden Woche den Bulli wieder vorführen – so der Plan. Ich vereinbarte gleich für Montag einen Termin bei der DEKRA, in der Hoffnung, dieses Kapitel endlich abschließen zu können.
Mit einer ordentlichen Portion Optimismus ging es dann am Montag zur Wiedervorführung. Ein neuer Prüfer trat auf den Plan, dem ich die ganze Geschichte erst einmal erzählen musste. Im Kern ging es um die noch ausstehende Bremsenprüfung. Also rauf auf den Prüfstand – und nichts. Die Zeiger bewegten sich kaum. “Das Ergebnis entspricht dem eines Trabis…”, meinte der Prüfer.
So würde das nicht funktionieren! Danach begutachtete er die Reparaturen unter dem Auto und befand diese zunächst als gut – aber eben ohne die nötige Bremsleistung. Leider entdeckte er auch noch eine rostige Stelle, die ihm nicht gefiel. Kurzum: Ich zahlte eine Nachprüfung und hatte immer noch keine Plakette auf dem Nummernschild.
Da ich mir das Problem zu diesem Zeitpunkt auch nicht erklären konnte, blieb nur die Fahrt zurück zur Werkstatt. Dort schilderte ich mein Problem. Sehr entgegenkommend bot man an, sich das noch einmal anzusehen und den Bulli selbst zur Wiedervorführung zu bringen.
Perfekt, dachte ich – endlich die Plakette! Weit gefehlt: Am Mittwochmorgen konnte ich den Bulli zwar wieder abholen, mit der Zusicherung, dass die Bremsen völlig in Ordnung seien – aber die Plakette war immer noch nicht drauf. Da war ja noch das Rostloch!
Nun wurde es wirklich knapp mit der Zeit. Das bedeutete: Donnerstag nach der Arbeit noch eine Nachtschicht unter dem Auto, und Freitag eine erneute Vorführung – diesmal ohne Termin, da alle längst vergeben waren.
So kam es, dass ich am Freitagmorgen pünktlich vor dem Hallentor stand. Zu meinem Glück verspätete sich der erste offizielle Termin an diesem Morgen. Der Prüfer – mittlerweile das dritte Gesicht in dieser Geschichte – wollte sich meiner “dringlichen” Sache annehmen. Das bedeutete aber erneut, die ganze Story von vorn zu erzählen.
Wir einigten uns schnell darauf, dass nur noch die Bremsprüfung ausstand, die er dann auch gleich durchführte. Wieder beobachtete ich aus der Ferne die Zeiger – und wieder nichts – kaum Leistung auf der Hinterachse. Ich möchte gar nicht aussprechen, was mir in diesen Minuten alles durch den Kopf ging.
Kurz darauf verschwand der Prüfer in sein Büro. Nach einer ganzen Weile holte er mich zu sich. Mittlerweile war ein vierter Prüfer hinzugekommen. Prüfer Nummer Vier scherzte noch: “Ist der Bulli nun endlich durch”? (Wahrscheinlich verfolgte er wohl schon die ganze Woche das ständige Erscheinen meines Bullis) Daraufhin berichtete Nummer Drei von den schlechten Werten.
Um den Sachverhalt technisch aufzulösen: Die Prüfwerte waren die ganze Zeit absolut in Ordnung. Mit den neuen Bremsleitungen wurde auch der Bremsdruckminderer getauscht. Vereinfacht gesagt: Wenn der Bulli wenig beladen ist, hat er auf der Hinterachse auch “wenig” Bremsleistung. Bei Beladung erhöht sich die Bremsleistung entsprechend. Nachdem Prüfer Nummer Vier seinen jüngeren Kollegen über diesen Umstand aufgeklärt hatte und ich den Ausführungen aufmerksam gelauscht hatte, war endlich der Moment gekommen, die Plakette auf ihren angestammten Platz zu kleben.
Ich muss an dieser Stelle wohl nicht erwähnen, dass auch diese Nachprüfung wieder ihre Gebühren wert war!
Ach, eins noch …
Wer nun glaube, das sein es gewesen – weit gefehlt mal wieder. Genau hab ich es nicht mehr im Kopf, aber so um die 10–14 Tagen später gab es noch mal Post! Von keinem Geringeren als dem Verkehrsamt höchst persönlich.
Trotz meiner vereinbarten und fristgerechten Vollzugsmeldung, dass nun wieder alles in Ordnung sei, stellte man mir den „anberaumten Amtsakt“ in Rechnung. Man hatte ja Auslagen …
So im Nachgang habe ich mir die Sache mit den Zuständigkeiten noch einmal durch den Kopf gehen lassen.
Also, ich bringe ja mein Auto nicht aus Spaß zur Hauptuntersuchung. Im Regelfall brauche ich es im Alltag und bin natürlich bestrebt, es auch wieder fahrtauglich zu machen. Wird jetzt ein Mangel festgestellt, bekomme ich die besagten 4 Wochen zur Behebung und Wiedervorführung.
Von meiner kann hier auch schon das Amt vorab informiert werden, wenn es denn gravierende Mängel sind. Erscheint der Kandidat nicht spätestens nach den vier Wochen mit seinem reparierten Fahrzeug, übergibt die Prüfstelle jetzt ganz offiziell an das Amt..
Als nächst höhere Instanz nimmt sie sich des Falles an. Mit einer „7 Tages-Schonfrist“ und der Androhung zur Stilllegung wird der Angelegenheit noch einmal Nachdruck verliehen.
So würde doch die Reihenfolge deutlich mehr Sinn ergeben oder sehe ich das total falsch. Lass gerne mal ein Kommentar da, wie Ihr das seht.
Unterm Strich …
Am Ende des Tages haben der Bulli und ich es doch noch geschafft – wenn auch mit viel Geduld, jeder Menge Prüfern und einer intensiven Nachschulung im Bereich “Bremsdruckminderer für Fortgeschrittene”.
Die Werkstatt lieferte pünktlich ab, die Prüfstelle tauschte munter ihr Personal durch, und das Verkehrsamt setzte dem ganzen Drama mit einer drohenden Stilllegung die Krone auf.
Aber hey, wer hätte gedacht, dass so eine HU nicht nur den Bulli auf den Prüfstand stellt, sondern auch die Nerven des Besitzers? Zum Glück klebt jetzt endlich die Plakette – und das zu einem unschlagbaren Preis. 😉