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#6 Bulliausbau – Holzverbindungen

Weniger als 1 MinuteLesestoff für Minuten

#6 Bulliausbau – Holzverbindungen

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Die gesamte Seitenverkleidung und die Bodenplatte sind mittlerweile verbaut. Als Nächstes geht es nun an den eigentlichen Innenausbau, die Möbel, Bett und div. Staufächer. Ich hatte mir ja zu meinem Innenausbau einige Gedanken gemacht und dem gingen Stunden der Inspiration im Netz voraus.

Was mir allerdings bei Vielen aufgefallen ist, dass sich mittlerweile in der „DIY-Welt“, zum Thema Holzverbindungen, eine vermeintliche Low Budget Variante sehr stark durchgesetzt hat. Es geht um die vielbesungenen Möbelwinkel und die damit einhergehende Möglichkeit, Hölzer zu verbinden.

Ich muss gestehen, dass ich von dieser Art der Holzverbindung gar kein Freund bin und als gelernter Tischler geht es mir auch etwas gegen die Berufsehre. Daher an dieser Stelle einen kleinen Post, wie man es anders und aus meiner Sicht auch besser machen kann.

Die Holzverbindung mit Möbelwinkeln

Auf den ersten Blick ist es eine vermeintlich einfache und sparsame Möglichkeit, Holzlatten zu verbinden. Aber nur auf den Ersten! Genauer betrachtet ist diese Verbindung relativ instabil und rechnet man das mal auf einen gesamten Vanausbau hoch, auch eine ganz schön teure Angelegenheit. Zudem kommt eine gewisse Ungenauigkeit, was die Winkel und die Form angeht.

Da in den meisten Fällen auch kontaktlos, sprich ohne Leim, gearbeitet wird, ist es im Grunde nur eine „lose“ Ansammlung von Holzlatten und Blechwinkeln. Diese Art der Verbindung mag im Keller oder auf dem Dachboden für ein Regal ausreichend sein, aber nicht im Möbelbau eines Campers. Hier wirken unter Umständen andere Kräfte, die diese Verbindungen nicht abfangen können.

Holzverbindungen - Möbelwinkel
Eine “trockene” Eckverbindung mit einem Möbelwinkel

Die klassischen Holzverbindungen sind so alt wie das Arbeiten mit Holz selbst. Mit dem Bau fester Holzhäuser wuchsen auch die Ansprüche an Holzverbindungen. Vorerst mit zimmermannsmäßigen Verbindungen, später auch in den Bereichen des Tischlers. Alle haben eins gemeinsam, eine formschlüssige Verbindung herzustellen.

Dabei unterscheidet der Fachmann zwischen Längsverbindungen, Ecken und Abzweigungen. In zweiter Instanz zwischen trennbaren und nicht trennbaren Verbindungen. Im Laufe der Zeit wurden eine Vielzahl an Holzverbindungen erdacht und bis zur Perfektion gebracht (z. Bsp. japanischen Holzverbindungen).

Soweit wollen wir hier an dieser Stelle aber nicht gehen. Ich möchte Euch hier ein paar einfach umzusetzende Verbindungen vorstellen, die deutlich stabiler sind als o.g. Verbindung mit Möbelwinkeln. Auch der Kostenfaktor wird deutlich geringer ausfallen, da alle Verbindungen ohne Schrauben und Winkle auskommen. Allerdings wird der Arbeitsaufwand bei einigen etwas umfangreicher sein. 

Alle nachfolgenden Verbindungen können mit einfachen Handwerkzeugen hergestellt werden (Säge, Hammer und Stechbeitel). Einige Maschinen erleichtern allerdings die Arbeit ungemein. 😉 Sie eignen sich für die verschiedensten Rahmenkonstruktionen, aber auch für div. Möbelstücke.

“Holzverbindungen dienen dem Zusammenfügen von Hölzern, wobei ein Verbund durch entsprechende Gestaltung der Berührungsflächen erzeugt wird. Im Anwendungsfall muss man sich in die Lastverhältnisse eines Bauwerkes oder eines Möbelstückes hineinversetzen, um die jeweils richtige Verbindungsweise herauszufinden. Die Eigenschaften des zur Verfügung stehenden Holzes spielt dabei eine wichtige Rolle. Für den Entwurf eines modularen Systems aus Holz, welches von „Laien“ mit möglichst einfachen vorhandenen Hilfsmitteln aufzubauen ist, könnten solche Holzverbindungen interessant werden. Der Verzicht auf Schrauben kann zu einer spannenden Herausforderung werden!”

Japanische Holzarbeiten

Längsverbindungen

Wie der Name schon verrät, sind dies Verbindungen, um Latten und Balken zu verlängern. Es lassen sich aber auch aus alten Verschnittanteilen neue Bauteile herstellen, was nicht zuletzt das Budget schont. In den meisten Fällen wollen wir hier nicht trennbare Verbindungen schaffen. Hintergrund bei den Längsverbindungen ist es, die Leimauflagefläche an der Verbindungsstelle zu erhöhen bzw. zu erweitern. Zusätzlich zu der Verleihung können diese Verbindungen auch noch mit einem Zapfen (Holznagel) gesichert werden.

Der Blattstoss

Eine ganz einfache Längsverbindung ist der Blattstoss. Hierbei wird an den jeweiligen Stirnseiten die Hälfte der Balkenstärke abgetragen. Die beiden Stoßkanten werden verleimt und können zusätzlich, mit einem Holznagel, gesichert werden.

Holzverbindungen - Glatte Platte
Der Blattstoss

Der Gerberstoss

Etwas anspruchsvoller ist der Gerberstoss. Er eignet sich besonders für Hölzer mit größerem Querschnitt. Zudem kann er mehr Lasten aufnehmen als der einfache Blattstoss. Auch hier kann zusätzlich zur Verleimung mit Holznägeln gesichert werden.

 
Holzverbindungen - Gerberstoss
Der Gerberstoss

Eckverbindungen

Die Eckverbindungen sind eigentlich die Klassiker der Holzverbindungen, die jeder irgendwie aus dem eigenen Haushalt kennt. Man denke da nur an einen Bilderrahmen oder ähnliches. Beim Vanausbau stoßen wir hauptsächlich bei Rahmenkonstruktionen auf die Ecken, aber auch bei Möbeltüren, wenn man sie dann nicht aus reinen Plattenmaterial fertigt.

Die Gehrung

Die bekannteste Eckverbindung ist wohl die Gehrung. Zwei Stirnseiten werden im Winkel von 45 Grad beschnitten und ergeben zusammengefügt eine 90 Grad Ecke. Natürlich sind hierbei auch andere Winkelmaße möglich, je nach Anforderung. Zur Verstärkung können auf der Innenseite auch Rund oder Flachdübel eingebracht werden.

Holzverbindungen - Gehrung
Die Gehrung, mit Flachdübelverbindung (oben) oder Runddübel (unten)

Die glatte Platte

Ähnlich dem o.g. Blattstoss werden auch hier an beiden Teilen die Hälfte der Balkenstärke abgetragen. Hier allerdings maximal der Breite des Werkstückes, um keinen Überstand zu produzieren.

 
Holzverbindungen - Glatte Platte
Die glatte Platte

Der Scherzapfen

Etwas aufwendiger in der Herstellung ist der Scherzapfen. Hier werden die Enden der Hölzer gedrittelt. Im Regelfall erhalten die Querhölzer eine Nut und die aufrechten Hölzer den Zapfen.

 
Holzverbindungen - Scherzapfen
Der Scherzapfen
Der richtige Sägeschnitt bei Holzverbindungen

Der richtige Sägeschnitt

Egal ob mit einer Handsäge, einer Stichsäge (was zugegeben die schlechteste Wahl wäre) oder an einer Bandsäge, der Schnitt erfolgt immer auf der zu entfernenden Seite Deines Risses.

Das bedeutet, beim Zapfen auf der Außenseite und bei der Nut auf der Innenseite. Das garantiert eine stramme Passform!

Abzweigungen

Abzweigungen entstehen immer dort, wo mehr als nur die zwei Außenhölzer verbaut werden. In einer Rahmenkonstruktion können dies zum Beispiel Zwischenträger sein. Viele Abzweigungen ähneln den Eckverbindungen und sind identisch in der Herstellung.

Zapfen

Nicht nur als Eckverbindung, sondern auch als Abzweigung findet der Zapfen seine Anwendung. Passgenau gearbeitet ergibt sich bereits im trockenen Zustand eine sehr robuste und stabile Verbindung.

 
Holzverbindungen - Zapfen
Der Zapfen

Stoss

Der Stoss ist im Grunde eine reine Dübelverbindung und kommt vorrangig im Möbelbau zum Einsatz. Hauptsächlich werden hier Frontplatten auf dem dahinterliegende Korpus befestigt, ohne an der Vorderansicht sichtbare Spuren der Befestigung zu sehen. Beispielsweise tote Blenden oder Zwischenstücke bei Schubladen.

Holzverbindungen - Der Stoß
Der Stoß

Glatte Platte

Genauso wie als Längsverbindung verarbeitet, kann die glatte Platte auch als Abzweigung verbaut werden. Die Einschnitte auf dem Querträger erfolgen dann nur zwischen den Eckpunkten.

Holzverbindungen - Glatte Platte als Abzweigung
Die glatte Platte als Abzweigung

Alle oben beschriebenen Verbindungen stellen eine einfache Ausführung der jeweiligen Bearbeitung da. Aus ästhetischen Gesichtspunkten gibt es auch für jede Verbindung Möglichkeiten einer verdeckten Optik. Diese stellen aber neben einem erhöhten Arbeitsaufwand auch eine größere Herausforderung an das Können da. Bis fast in die Perfektion haben es hier die japanischen Holzverbindungen geschafft.

Werkzeuge

Zu Schluss dieses kleinen Ausfluges in die Tischlerwelt noch ein Wort zu den Werkzeugen. Nicht jeder besitzt eine voll ausgestattete Werkstatt. Wie schon mal oben angedeutet, jede Verbindung kann ohne jegliche Maschine hergestellt werden. Die benötigten Werkzeuge sind dabei sehr übersichtlich.

Empfehlung*

 
Japansäge

Japansäge
Ryoba Komane 240 Japansäge

 

Legende:
1 = Bleistift, 2 = Zollstock, 3 = Maßband, 4 = Holzhammer, 5 = Japansäge, 6 = Anschlagwinkel, 7 = Stechbeitel versch. Breiten, 8 = Streichmaß, 9 = Holzbohrer verschiebt. Stärken, 10 = Handbohrer

Werkzeuge für die Herstellung der Holzverbindungen

Maschinen erleichtern bekanntlich die Arbeit des Menschen ungemein. So auch in der Schreinerei!

Für den kleineren Hand- und Hobbybereich reichen daher bereits ein paar Maschinen, um bei den meisten Arbeiten eine Erleichterung zu haben.

Grundausstattung wäre eine Stichsäge, ein Winkelschleifer (auch Flex, ein multifunktional Gerät!) und der allbekannte Akkuschrauber darf natürlich auch nicht fehlen!

Duebelfraese

Flachdübelfräse von Wolfcraft
Einfaches Anbauteil für einen herkömmlichen Winkelschleifer.

 

Legende:
1 = Winkelschleifer mit Flachdübelfräse (Anbauteil), 2 = Tauchsäge, 3 = Lineal für Tauchsäge, 4 = Stichsäge, 5 = Winkelschleifer mit Schleifaufsatz (Anbauteil)

Nützliche Maschine für die Herstellung der Holzverbindungen

“Jedes Werkzeug dient einer Erweiterung der Tätigkeit mit der Hand. Seine Form wird geprägt von der Aufgabe, die es zu erfüllen hat, und der Verhaltensweise derer, die damit arbeiten. Das Schleifen von Holz ist dem Japaner unbekannt. Da die Hölzer häufig unbehandelt bleiben, würden sie durch Schleifen ihre Oberflächenbrillanz verlieren. Bekanntlich sind Oberflächen, die bei spanabhebender Bearbeitung entstehen, besser und widerstandsfähiger als die durch schleifen erzielten Flächen, da beim Hobeln und Spalten die einzelnen Fasern nicht angerissen werden.”

japanische Holzarbeiten

Der Holzleim

Bei nicht trennbaren Verbindung erfolgt immer eine Verleimung und je nach Anforderung eine Sicherung (Holznagel oder Verkeilung). Die Verwendung von Holzleim richtet sich im Regelfall an die Beanspruchungsgruppe (DIN/EN204 D1, D2, D3 und D4) der Verbindung. Die ersten bekannten Holzleime wurden aus tierischen Resten gewonnen und finden auch heute noch ihre Anwendung (z. Bsp. Knochen-, Hasen, Fischleim).

Mittlerweile gibt es aber auch viel moderne Varianten von Holzleim, die je nach Beanspruchung und Einsatzzweck ihre Anwendung finden. Bekanntester Vertreter ist wohl der PVA- oder Weißleim, ein formaldehydfreier Dispersionsleim. Eine weitere Leimart, mit dem ich persönlich sehr gerne arbeite, ist der sogenannte Polyurethan-Klebstoff (PUR- oder PU-Leim).

Sie sind wasserfest und kleben nicht nur Holz, sondern nahezu alle klebbaren Materialien. Die erreichbaren Festigkeiten entsprechen den D4-Anforderungen oder höher. Zudem ist seine quellende Eigenschaft bei der Aushärtung Raumfüllen, sprich Materialfehler oder nicht ganz plane Stellen werden zusätzlich aufgefüllt.

Verarbeitung von Holzleimen

Die Verarbeitung unterscheidet sich grundsätzlich vom verwendeten Material, aber auch vom jeweiligen Hersteller. Daher immer die Anweisungen beachten! Grundsätzlich kann man aber sagen, dass jede verleimte Verbindung einem Anpressdruck unterliegen sollte, um eine feste Verbindung einzugehen.

Beim Arbeiten mit Leim sollten Raum-, Material- und Leim-Temperatur 15–20 °C, die relative Luftfeuchtigkeit 50–70 % und die Holzfeuchtigkeit 8–10 % betragen. Vor der Verarbeitung sind auch die Tropfzeit, die offene Zeit und Mindesanpresszeiten zu ermitteln, um ein optimales Ergebnis zu erhalten.

Hinweis: Dieser Beitrag enthält Werbelinks, gezeichnet mit einem (*).

Ponal Weißleim

Ponal Weißleim
Ponal Holzleim Wasserfest, Montagekleber mit hoher Verleimungsfestigkeit für Feuchträume, wasserfester Kleber zur Montage-, Fugen- & Flächenverleimung, 1x760g

Soudal_Leim

PU-Leim
Soudal Holzleim Pro 45P, Wasserfest, schnell trocken, Polyurthan-Basis, 750g

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