Eine der ersten, sichtbaren Arbeiten ist das Isolieren des Bullis. Doch bevor man sich an die Arbeiten machen kann, bedarf es einer Menge Vorarbeiten und Überlegungen. Neben einer gründlichen Reinigung des Innenraumes sind das auch erste Arbeiten im Elektrobereich. Diese wiederum setzen voraus, dass ich einen genauen Plan habe, wie die endgültige Möbelanordnung aussehen soll.
Die Vorarbeiten
Da mein Bulli vom Type eine Caravelle ist, hieß es erst mal einen kompletten Rückbau zu machen. Sprich alles musste raus, um erst mal beurteilen zu können, was an Vorarbeiten zu machen ist. Dabei fielen natürlich gleich etliche Löcher im Boden auf, die geschlossen werden mussten. Zudem kamen größere Rostlöcher an den Radkästen, um die ich mich kümmern musste.
Dem voraus ging eine gründliche Reinigung. Speziell an den Radläufen und die ganzen Ecken im hinteren Bereich waren sehr verdreckt. Hier hatte sich über die Jahre eine Menge hinter der Verkleidung angesammelt.
Die Rostlöcher wurden gestopft und Flugroststellen am Boden beseitigt und mit Rostschutz behandelt. Dann bekam der gesamte Boden einen Antirostanstrich. Diese Maßnahme würde ich auch jedem ans Herz legen, der einen Bus ausbaut, den wenn erst mal die Bodenplatte drauf ist, kommt man an diesen Bereich nicht mehr ran.
Also erst gründlich behandeln und dann die Bodenplatte verlegen. Und für eine gründliche Vorsorge des Bodens auch gleich noch mal den Unterbodenschutz auffrischen.
Die Isolierung
Die vorhandene Isolierung der Caravelle war er sporadisch an den glatten Flächen. Zudem fiel sie schon halb auseinander und war somit keine Option für mich. Also auch raus und richtig isoliert. Für die primäre Isolierung habe ich 19 mm K-Flex verwendet. Es ist im Grunde nicht anderes als das bekannte Amarflex, halt nur ne andere Marke und etwas günstiger in der Anschaffung.
Für die sekundären Parts, sprich die Holme, kam ein 6 mm Streifen zum Einsatz. Beide Varianten sind selbstklebend und somit relativ leicht zu verarbeiten. Geklebt wird auch das reine Blech. Das hat den Hintergrund, dass zwischen Blech und Isolierschicht keine Kondenswasser Bildung auftreten kann. Um Kältebrücken zu vermeiden, sollte man sehr gründlich jeden Bereich bekleben.
Das bedeutet, jede Rundung und jede Ecke sauber ausfüllen. Idealerweise aus einem Stück, aber wenn es anders nicht geht, kann auch gestückelt werden. So sollte zwischen den Holmen jeglicher Raum bedeckt sein. Die Holme und Querträger bekommen dann eine 6 mm Überzug und schließen so die möglichen Kältebrücken.
Viele gehen an dieser Stelle noch bei und füllen die Holme und Hohlräume mit Bauschaum auf. Kann man machen, wichtig dabei ist, das Material darf nicht Wasseranziehen (saugend) sein und in Bereichen von Fahrzeugmechanik (Schließmechanismen in der Tür z. Bsp.) sparsam sein?
Für ein Fahrzeug im Sommerbetrieb halte ich es persönlich für übertrieben, bei extremen Wintercampingplänen kann man darüber nachdenken. Als Alternative kann man aber auch die Holme mit den gesamten Resten der Isolierung voll stopfen. Erzeugt dann auch gleich weniger Abfall!
Die Elektrik – Vorbereitung
Parallel zu den Isolierarbeiten kommen auch die ersten Arbeiten zur Elektrik auf. Hauptsächlich ist das erst mal das „Stippen ziehen“. Sprich alles was ich hinter der Verkleidung verstecken kann wie Lampen-, Lautsprecher- und Versorgungskabel sollten jetzt schon verlegt werden.
Empfehlung*
Klebesockel für Kabelbinder
Material Polyamid PA6.6, Brennbarkreisklasse nach UL94 V2, Einsatztemperatur -40 °C bis +85 °C, verschiedene Abmessungen, mit mittigem Bohrloch
Das setzt voraus, dass ich in etwa ein Plan habe, wo welche Möbel später stehen. Wo ist später meine elektrische Zentrale? An diesem Punkt sollten sich dann die Kabel bündeln. Hier ist also etwas Vorausschau angesagt. Je mehr ich hier im Vorfeld verlegen kann, um so weniger muss ich später durch Schrankwände und Möbelfächer irgendwelche Leitungen fummeln.
Was das Leitungen verlegen in einem Fahrzeug generell angeht drei Gedankengänge:
1.) An jeder Holmdurchführung oder scharfen Kante sollte ich das Kabel schützen. Ein Fahrzeug ist in Bewegung, ergo können ungeschützte Kabel sich auch mit der Zeit an Metallteilen aufreiben und unter Umständen einen “Kurzen” verursachen. Idealerweise verlegst Du das Kabel komplett in einem Schutzrohr.
2.) Die gesamten Leitungen sollten spannungsfrei und ausreichend befestigt verlegt sein. Wo ich die Möglichkeit habe, das Schutzrohr an die Karosserie zu befestigen, reicht ein normaler Kabelbinder. Für alle anderen Bereiche gibt es sogenannte, selbstklebende Kabelhalter für die Binder. Diese werden aufgeklebt und mit einer Schraube gesichert. Die perfekte Befestigung, um ein Kabel zu fixieren.
Und aus eigenen Erfahrungen weiß ich, dass man an Befestigungspunkten nicht unbedingt sparen sollte. Und immer zwischendurch mal testen, wie die Kabel ggf. schwingen und gegen Metall oder Holzteile prallen könnten. Hier lieber auch noch eine Befestigung mehr, denn das sind die kleinen Nebengeräusche, die keiner hören möchte beim Fahren.
Zudem gibt es im Elektrohandwerk den Grundsatz, Leitungen immer im rechten Winkel zu verlegen. Es empfiehlt sich, diesen Grundsatz zu beherzigen, soweit sich dies in einem Fahrzeug umsetzen lässt. Ich kann auch nach Jahren nachvollziehen, wie die Leitungen hinter einer Verkleidung liegen. Und das kann von Vorteil sein bei späteren Einbauten. Also, keine „WildWest Querfeldein“ Verlegungen, sondern ein wenig geometrisch mit Köpfchen! 😉
3.) In weiser Vorausschau lege ich mir an den unzugänglichen Stellen immer ein Leerrohr mit in den Kabelbaum rein. In dieses ziehe ich vorab ein dünnes Kabel, um später eine „Zugseil“ zu haben. Es wird im Laufe der Zeit garantiert Erweiterungen im elektrischen Bereich geben. Man rüstet das eine oder andere Teil nach. Dann müsstest Du anfangen, die neuen Kabel irgendwo durch deine Schränke und Wände zu fummeln. Im schlimmsten Fall Möbel zurückbauen.
Kabelbinder
Material: 100% Nylon Polyamid 6.6, Zugbelastung: 80 Newton in verschiedene Größen für die unterschiedlichsten Bündelungen und Ansprüche
Leerrohre
PE/PP Wellrohr Farbe Schwarz – nicht flammwidrig, zur Leitungsverlegung Aufputz, im Erdreich bei leichter Druckbeanspruchung, Druckbelastbarkeit 320 N, Klassifizierung 22333 /DIN EN61386-22
Mühselige Arbeit, deutlich bequemer ist, da so ein Leerrohr, das Du dann nutzen kannst. Eine weitere Überlegung an dieser Stelle ist eine Dachdurchführung. Ist unter Umständen eine Solaranlage geplant, macht es durchaus Sinn bereits jetzt das Kabel dafür zu verlegen oder zumindest eine Durchführung mit einem Leerrohr zu verlegen, bevor man den Himmel verbaut.
Was soll noch rauf und ran an den Bulli?
Wie Du siehst, gibt es bereits jetzt vor oder beim Isolieren eine Menge zu bedenken. Ein nächster Punkt auf der Liste wären noch alle Teile, die außen am Bulli verbaut werden sollen. Das können Dachträger, seitliche Halterungen, Heckträger, Leiter oder Anschlussdosen sein.
In meinem Fall bekam der Bulli eine CEE Außensteckdose für den Landstrom. Was die kann und macht, erkläre ich dann im Elektrobeitrag. Ich habe die Dose erst mal eingebaut und mit dem nötigen Kabel versehen, weil auch diese später hinter der Verkleidung verschwindet und es kein rankommen mehr gibt.
Im Endergebnis sollte dein Fahrzeug komplett schwarz sein. Idealerweise sieht man keine Blechteile mehr. Dann kann es an den nächsten, großen Schritt gehen, die Innenverkleidung. Dazu aber mehr in einem neuen Post.
Verbrauchsmengen
Für eine grobe Richtlinie bei Deinem Projekt hier mal meine Verbrauchsmengen. Wohlgemerkt beziehen sich die Angaben auf meinen Bulli T4. Je nach Fahrzeugtyp kann es also nach oben oder unten abweichen. Für einen Bulli (Caravelle) benötigst Du min. 2 Rollen à 6 m 19 mm Isolierung.
Damit habe ich Boden und Decke, alle Seitenbereiche unterhalb der Scheiben, Heck und Schiebetür sowie die Decke über der Fahrerkabine isoliert. Für die Ansätze, Holme und hohen Blechteile sind insgesamt 5 Rollen 6 mm Armaflex draufgegangen.
Kabel und Elektrovorbereitung ist an dieser Stelle nur eine Zwischenmenge. Derzeit liegen an Kabeln unter der Verkleidung ca. 30 m 2×1,5qm², 5 m 2x10qm², 10 m 3×1,5qm², ½m 3×2,5² qm Kabel. Bereits vorhanden waren ca. 10 m Lautsprecherkabel, die ich wieder nutze.
Leerrohr kommt von einer 50 m Rolle und die wird im ganzen auch draufgehen bei dem Projekt. Klebefüße und Binder zähle ich mal unter Kleinkram, sollte man immer genügend im Haus haben. 😉
Hinweis: Dieser Beitrag enthält Werbelinks, gezeichnet mit einem (*).
19 mm K-Flex Isolierung
Selbstklebende Dämmmatten (Rollenware) aus flexiblem geschlossenzelligem Schaum auf Kautschukbasis zur Energieeinsparung und Verhinderung von Tau- und Schwitzswasserbildung.
6 mm Armaflex Isolierstreifen
Selbstklebende Dämmstreifen (Rollenware 15 m) aus flexiblem geschlossenzelligem Schaum zur Verarbeitung an Holmen und flachen Einbauhöhen.