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Die Externsteine – Auf den Spuren mächtiger Runen

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Die Externsteine – Auf den Spuren mächtiger Runen

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„Das Stonehenge von Deutschland“. Auch unter diesem gewaltigen Namen kennt man die riesige, aufrecht stehende Felsformation im Teutoburger Wald. Die Rede ist von den Externsteinen. Für die einen sind sie ein beeindruckendes Naturdenkmal, für andere ein mystischer Kraftort. Genau dies wollte ich bei diesem kleinen Photo-Walk herauszufinden.

Inhaltsverzeichnis

Faszination Externsteine

Felsformationen und Berge im Allgemeinen haben seit je her eine faszinierende Wirkung auf mich gehabt. Als Flachland verwöhnter Mecklenburger habe ich, er selten die Gelegenheit höher als 50 m über das Land zu schauen. Um so spannender werden für mich dann Reisen und Ausflüge, bei denen es höher hinausgeht.

Die Externsteine, im Vordergrund der aufgestaute Wiembecketeich

In diesem Fall war aber nicht unbedingt die Höhe der Externsteine das entscheidende Kriterium, sondern die rätselhaften Mythen, die sich hinter diesen Steinen verbergen. Experten à la Couleur rätseln seit Jahre um die Bedeutung dieses Ortes. Einiges konnte über die Jahre belegt werden, viele Theorien verlieren sich aber immer noch im Nebel der Zeit. Und genau das macht die Externsteine immer noch so faszinierend.

Die Externsteine im Teutoburger Wald

Begibt man sich auf die Suche nach den Externsteinen, so wird man im Landkreis Lippe, nahe Horn-Bad Meinberg fündig. Hier finden wir die Felsformation an der Scheide des Teutoburger Waldes und dem Eggegebirge. Das insgesamt 127 ha große Areal um die Externsteine ist heute ein Naturschutzgebiet. Die Felsen stehen zudem als Bodendenkmal unter Schutz.

Blick auf den Wiembecketeich

Freitagnachmittag startete ich meinen kleinen Wochenendausflug. Mit entspannten 6 Stunden Fahrzeit erreichte ich gegen Mitternacht das Gelände. Nur wenige Besucher fanden sich auf dem Parkplatz, somit konnte ich mir den besten Standplatz für das Wochenende heraussuchen. 

Meine Mitstreiter für diesen kleinen Wochenendtrip waren schon vor Ort. Noch in der Nacht ging es bei fast klarem Himmel ein erstes Mal hinauf zu den Steinen. Eine schwarze Silhouette der Felsformation zeichnete sich im hellen Mondschein, untermalt von einem monotonen Trommelspiel. Wir waren dann nicht die Einzigen zu dieser frühen Stunde!

Auf dem Parkplatz

Bereist Du die Externsteine findest Du direkt unterhalb der Steinparks einen weitläufigen Parkplatz. Mit 4 EUR Parkgebühren (Stand 08/2023) bist Du für den Tag dabei, ein öffentliches WC (08:00 -20:00 Uhr) inklusive. Der Platz selbst ist naturbelassen und die einzeln, mit hohen Sträuchern getrennten, Parkreihen vermitteln ein Stück weit „Privatsphäre“.

Am oberen Ausgang, in Richtung der Externsteine, finden sich neben einem Infostand auch noch ein Kiosk sowie eine Gastronomie für das leibliche Wohl. Man kann es hier also locker ein, zwei Tage aushalten, um in aller Ruhe die gesamte Szenerie und Kraft auf sich wirken zu lassen.

Ein paar Millionen Jahre

Am frühen Samstagmorgen ging es dann auf Phototour, diesmal mit deutlich mehr Licht. Ein paar hundert Meter vom Parkplatz durch ein Wäldchen und Du stehst vor einer einzigartigen, epischen Gesteinsformation. Hier erahnt man, was Mutter Erde mit ein „bisschen Zeit“ zu schaffen vermag. Genaugenommen sprechen wir von ein paar Millionen Jahre – plus, minus.

Blick auf die Felsgruppe Nr 1 (Grottenfels) ,2 (Turmfels) und 3 (Treppenfels)

Geschehen bereits in der Unter-Kreidezeit, dem Albium vor ca. 110 Mio. Jahren. Seinerzeit verschoben sich mit der Nord-Drift der afrikanischen Platte eine ehemals waagerecht liegenden Gesteinsschicht und stellte diese förmlich senkrecht auf. Im darauf folgenden Tertiär, bei einem feuchtwarmen, tropischen Klima erodierten die Steine zu ihrer jetzigen, etwas bizarr anmutenden Gestalt. In der Fachsprache auch „Wollsackverwitterung“ genannt.

Die Brücke zwischen Treppen- und Turmfels

Betrachtet man das Gesamtbild, so ist es doch sehr erstaunlich – und zugegeben auch etwas mysteriös – dass „Mutter Erde“ das hier so punktuell in einer sonst weitestgehend steinfreien Umgebung hinbekommen hat. Eine Erhebung von knapp 48 m Höhe und das auf „nur“ ein paar hundert Metern Länge. Das nenne ich dann mal feinmotorisch, die deutschen Mittelgebirge sind dann wohler das krasse Gegenteil?

Abseits der Touristenpfade

Der Parkplatz sowie auch das Gelände um die Hauptsteine füllte sich am Morgen recht schnell mit allerhand Schaulustigen. Daher suchen wir die Wege abseits der gängigen Pfade. Es ging hinein in den dicht bewachsenen und mystischen „Märchenwald“. Der Regen der letzten Tage war ein Segen für die ansässige Flora, derart satte Grüntöne habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Und was dem einen Segen ist dem anderen sein Fluch!

Tief im Wald….

Die Feuchtigkeit hat den Waldboden regelrecht aufgeweicht und machte die schmalen Stege zu einem nicht enden wollenden Schlitterkurs. Unsere Sohlen fanden nur wenig Halt auf dem spiegelglatten Gestein. Das alles bremste aber nicht unsere Neugier und Entdeckungslust. 

Von üppiger Vegetation verborgene Schleichwege führten uns immer tiefer in das Dickicht, entlang an ominösen Steinkreisen, verlassenen Feuerstellen und mysteriös anmutenden Altären. Und immer wieder rätselhafte Zeichen an den uns umgebenden Felswänden. Es war schwer auszumachen, was davon aus grauer Vorzeit stammt oder den „modernen Mystikern“ zuzuschreiben ist.

Geheime Zeichen…

Dass nicht alles aus der jüngsten Vergangenheit stammt, beweist ein Blick zurück in die Geschichte. Erste menschliche Spuren datieren auf die Altsteinzeit um 10.000 v. Chr. zurück. Untersuchungen an Feuerstellen in der Kuppelgrotte und der Nebengrotte können eine menschliche Nutzung auch auf die Mitte des 6. und dem Beginn des 10. Jahrhunderts eingrenzen. Die Nutzung als Eremitage wäre hier wohl die wahrscheinlichste Erklärung. 

Ein weiterer Hinweis findet sich in der Abdinghofer Urkunde, nach der die Externsteine 1093 von dem Paderborner Kloster gekauft worden sein sollen. Es steht außer Frage, dass viele der ersten Kirchen im Rahmen der Christianisierung auf ehemaligen heidnischen Kultstätten errichtet wurden. Keltische oder germanische Kulte hatten ab dann nur noch in Brauchtum und Aberglaube einen Fortbestanden. 

Das Kreuzabnahmerelief

Zwischen 1130 und 1160 entstand das in den Grottenstein gemeißelte Kreuzabnahmerelief. Mit seinen 5 mal 3,60 Meter großen Ausmaßen zählt es heute als das größte und älteste christlichen Reliefs nördlich der Alpen. Dies ist ein starkes Indiz, dass ab dieser Zeit der christliche Glaube die alten heidnischen Bräuche an diesem Ort abgelöst hat. Einige Experten sehen in den Externsteinen auch ein Abbild der heiligen Stätten Jerusalems mit dem Grab Christi.

Detail am Kreuzabnahmerelief

Von Mythen, Epen und Märchen

Trotz aller Spekulationen ist die ursprüngliche Funktion dieser Anlage bis heute umstritten. Die Theorien darüber sind so vielschichtig wie die Anhänger, die sie interpretieren. Was sicherlich außer Frage steht, ist die Tatsache, dass markante Plätze seit Anbeginn der Zeit die Menschen fasziniert und angezogen haben und diese für ihren Glauben vereinnahmt wurden.

Daher – und da bin ich mir ziemlich sicher – wird dies auch bei den Externsteine schon früh der Fall gewesen sein. Ob nun als einfacher Wallfahrtsort, rituelle Kultstätte oder mittelalterliche Sternwarte wird wohl nie eindeutig geklärt werden.

Für eine astronomische Nutzung spricht die Öffnung in der Höhenkammer, eine Art Kapelle auf dem Turmfels. Das Loch zeigt zur Sommersonnenwende exakt auf die Stelle, an der die Sonne aufgeht.

Die Öffnung in der Höhenkammer


Viel Freiraum zur Interpretation lässt auch die Sage vom Wackelstein, der der alten Geschichten zufolge auf Feinde des Ortes herunterstürzen sollte. Zugegeben, gefährlich sieht er aus! Wirklich gesichert gegen ein tatsächliches Abrutschen wurde er erst in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Der Wackelsteinfels

An anderer Stelle, den etwas abseits der Haupsteine liegenden Eddastein vermutet einige den Sitz der alten Urmutter „Erda“ (im althochdeutschen: Erde) oder auch die „Erdgöttin Jörd“ (Name in der nordischen Mythologie).

Sie findet Erwähnung u.a. in der Snorra-Edda, eine Quelle altnordischer Dichtung und Mythologie aus dem 13. Jahrhundert. Eine umfangreiche Aufzeichnung skandinavischer Götter- und Heldensagen, die seit Jahrhunderte nur mündlich überlieferte wurde.

Der Eddafels, Sitz der Urmutter Erda!?

Und so ließe sich die Liste noch um viele weitere spannende Geschichten erweitern. Was nun hiervon tatsächlich in das Reich der Mythen und Märchen gehört, überlasse ich an dieser Stelle gerne dem aufgeschlossenen Leser.

Das Arkosolium im Grabfelsen am Fuße des Felsens 1

Ein Ort zum Auftanken

Unabhängig der ganzen Meinungen und Theorien über die Externsteine findet man hier einen anregenden Ort. Die Wirkung, den er bei jeden Einzelnen hinterlässt, wird wahrscheinlich von ganz unterschiedlicher Natur sein. Ich, für meinen Teil, kann bei den meisten Tour gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Zum einen liebe ich es, in der Natur zu sein und neue Orte zu entdecken. Auf der anderen Seite ist da auch immer der Photograph auf der Suche nach interessanten Motiven.

Kraft und Energie tanken…

Seit meiner frühesten Jugend habe ich einen Großteil meine freie Zeit in der Natur verbracht. Es war und ist heute noch Rückzugsort, “Tankstelle” und Kreativ-Pool zugleich. Heute mehr denn je! Die Natur generell oder wie in diesem Fall die Externstein sind Orte, an denen man für eine gewisse Zeit aus dem Zivilisationslärm ausbrechen kann.

Eine Zeit der inneren Ruhe, Zeit die eigenen Gedanken zu ordnen und Zeit die unsagbare Kraft der Natur in sich aufzunehmen für die immer neuen Herausforderungen des Lebens.

Unterm Strich…

…ein gelungener Mikrourlaub, würde ich sagen. Es war wieder mal eine herrliche Tour mit dem Bulli quer durch die halbe Republik. Man hat neue Leute und einen inspirierenden Ort kennengelernt. Und Schluss endlich konnte ich mal wieder meiner Leidenschaft, dem Photographieren nachgehen. Was will man mehr?

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