Wenn etwas völlig Unverhofftes einen tief bleibenden Eindruck hinterlässt, ist das einer dieser einzigartigen Momente im Leben. Meine Reise nach Kappadokien war einer dieser Momente. Eigentlich hatte ich die Türkei und speziell Kappadokien zu dieser Zeit gar nicht als Reiseziel auf dem Zettel. Dann ergab es sich aber kurzfristig die Chance, bei einer Rundtour durch Kappadokien teilzunehmen.
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Von Berlin über Antalya nach Kappadokien
Die Tour startete dann auch so kurzfristig, es blieb kaum Zeit sich ausgiebig auf die Reise vorzubereiten. Ich hatte also keine Ahnung was mich erwartete und so wurde sie im wahrsten Sinne des Wortes eine „Fahrt ins Blaue“.
Mit „leichtem“ Reisegepäck und meiner Photoausrüstung ging es dann erst einmal Richtung Berlin Tegel zum Flieger.
Nächster Stopp der Reise war das sonnenverwöhnte Antalya in der Türkei. Die meisten Türkeireisenden, die ich kenne, wären jetzt bereits im Urlaub angekommen. Aber nicht so bei dieser Reise, denn diese ging noch ein Stück weiter, nach Kappadokien.
Wir erreichten Antalya gegen 2.30 Uhr morgens. Insgesamt standen zwei Tag bzw. Übernachtung auf dem Zettel, wenn man so will zum Akklimatisieren, denn die Sonne brannte trotz des Spätherbstes hier noch gewaltig.
Die Unterbringung in Antalya war in eine mittelgroße Anlage, würde ich schätzen und hatte für einen reinen Badeurlaub nicht gerade eine 1A Lage.
Aber das sollte zum Glück keine Rolle spielen, denn auf unserem Programm stand bereits ein Ausflug für den nächsten Tag. Nach einer kurzen Nacht ging es auf einer Bootstour Richtung Mittelmeer.
Die Tour selbst war jetzt nichts Besonderes, interessant dagegen waren die ganzen umgebauten Partyschiffe, die an den vereinzelten Liegeplätzen am Ufer lagen.
Von „Skull Island“ bis „Pirates of the Caribbean“ war alles dabei. Die Tour endete an einem weiten Sandstrand. Wer wollte, konnte noch mal kurz ins Wasser springen, bis es dann wieder zurück ging.
Am späten Nachmittag fanden wir uns alle im Hotel wieder. Es blieb aber noch Zeit für eine ausgiebige Hotelerkundung. Allerdings nicht so für zwei junge Mädels, die wohl auch zu unser Truppe gehörten, wie sich am nächsten Tag herausstellen sollte.
Am Abend kehrten Sie bereits mit den ersten, großen Shoppingtüten von einem nahe gelegenen Markt zurück. Und das sollten nicht die letzten Einkäufe gewesen sein, wie sie mir ein paar Tage später berichteten.
Sie nutzten diese verhältnismäßig „billigen“ Reisen in die Türkei weniger aus kulturellen Hintergrund sondern funktionierten sie kurzerhand zu ausgiebigen Shoppingtouren um.
Das türkische Hamam
Während meiner Erkundungstour durch die Hotelanlage stieß ich auf den SPA-Bereich. Einem speziellen Angebot konnte ich dann nicht Wiederstehen. Ich gönnte mir eine original, türkische Hamam.
Ich liebe alle Arten des Saunierens und nutze fast jede Gelegenheit die sich hierzu bietet. Da lag es auf der Hand, genau hier eine Hamam zu besuchen.
Anders als die klassische Sauna, ist eine Hamam mehr eine ausgiebiges und beruhigendes Reinigungsbad. Geschlechter sind hier grundlegend getrennt.
Auch verkehrt man hier nicht völlig nackt wie es bei uns gängig ist. Jeder bekommt beim Betreten ein Hamamtuch – auch Pestemal genannt, gereicht um sich angemessen zu bedecken.
Der zentrale Mittelpunkt ist der Hararet, ein großer, gefliester Saal mit allerhand Steinbänken. Das Ganze hat was von einer Dampfsauna, die Temperaturen liegen um die 50 bis 60 ℃ und das bei einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit.
Vereinzelt sitzen oder lagen einige Gäste und genossen die Atmosphäre. Man übergoss sich gelegentlich mit lauwarmen oder auch kaltem Wasser um ins Schwitzen zu kommen.
Nach einer kurzen Eingewöhnung kam auch schon mein gebuchter „Waschmann“ um die Ecke. Er führte mich in einen kleinen Nebenraum. In diesem stand mittig der Nabelstein, auf dem ich mich legen sollte.
Das ganze hatte was von einem steinernen Altar. Dann folgte die sogenannte Kese, ein gründliches Abreiben des Körpers. Wenn man es so nennen will eine Art Ganzkörper-Peeling.
Die gesamte Prozedur war verbunden mit einer leichten Massage, die mehr der Muskelauflockerung diente. Im zweiten Gang folgte ein Schaumbad, bei dem Seifenlauge aufgeschäumt und dann über den Körper verteil wird.
Ein angenehmes Gefühl, wenn die Haut zuvor so sensibilisiert wird. Nach und nach wird dann mit lauwarmen Wasser der Schaum abgespült. Danach entließ mich mein „Waschmann“ wieder in den Hararet in dem ich noch einige Zeit entspannen konnte.
Es sei mir gegönnt, ich hatte das volle Paket gebucht und das bedeutete jetzt noch mal eine klassische Massage on top. Diesmal erschien eine kleine aber kräftig gebaute Frau, die dann ihrem Berufsstand alle Ehre machte.
Abschließend und warm verpackt ging es am Ende in eine gemütlichen Ruheraum wo mir ein köstlicher türkischer Apfeltee gereicht wurde und ich dieses entspannende Erlebnis ausklingen lassen konnte.
Das nennt ich dann mal einen gelungenen Auftakt für diese Reise! Und die sollte bereits am nächsten, frühen Morgen starten.
Quer durch das Taurus-Gebirge
Es ging erst einmal mit dem Bus raus aus Antalya. Der gesamte Tag war für die Tour verplant, insgesamt 570 km über das Taurus-Gebirge hinein in das zentrale Anatolien.
Zudem war ein kurzer Zwischenstopp in Konya geplant. Die gesamte Region um Kappadokien liegt auf einem zentralen Hochplateau, ca. 2000m ü.M.. Und das war deutlich an den Temperaturen zu spüren, ca. 10 ℃ Unterschied zu Antalya, was mir persönlich besser bekommen ist als die Hitze an der türkischen Rivera.
Die erste Etappe durch das Taurus-Gebirge schlängelte sich steil über zahlreiche Serpentinen durch die dichten Kiefern, Pinien und Zedern-Wälder, die Herren-Berge, die von den Türken “Bey Dağları” genannt werden.
Auf dem Hochplateau ersetzt dann eine er karge Steppenlandschaft die üppig, grünen Wälder der letzten Etappe. Kleine Orte oder einzelne Gehöfte wechseln sich ab mit bewirtschafteten Ackerflächen oder weitläufigen Steppenflächen.
Konya – Die Grabmoschee von Mevlana
Einen ersten kulturellen Zwischenstopp auf dieser Reise machten wir in Konya. Auf dem Zettel stand der Besuch der Grabmoschee von Mevlana, dem Gründer des Mevlana Ordens.
Zu Ehren des 1273 verstorbenen Dschalal ad-Din Rumi wurde hier ein Grabmal mit 65 Särgen für ihn, seine Verwandten und die ihm nachgefolgten Klostervorsteher errichtet. Die gesamte Anlage ist heute ein Museum und ein beliebter Pilgerort, meist türkischer Touristen, die das Grabmal besuchen wollen.
Dem entsprechend Riesig war der Andrang am Eingang. Die relativ enge Straße vor den Klostermauern war restlos verstopft. Unser Fahrer hat sichtlich Probleme, den Bus anständig zu Parken damit wir alle in Ruhe aussteigen konnten.
Es war dann mehr ein kurzes Anhalten in zweiter Linie, bis wir alle raus waren. Auch unser Guide hat Mühe uns gemeinsam durch den Eingang zu schleusen und uns die letzte Instruktionen zu geben.
Hier zeigt sich dann auch ein großer Nachteil derartiger Reisen. Die Besuche an den Sehenswürdigkeiten sind präzise geplant und getimt. Daher blieb für den Besuch in Konya auch nur knapp zwei Stunden bevor es weiter gehen sollte. Trotz allem war es ein beeindruckender und sehenswerter Halt.
Das Mausoleum ist von einer weitläufigen und gepflegten Gartenanlage umgeben. Auf teils verschlungenen Wegen findet man den Eingang in das ummauerte Zentrum der Anlage.
Unmittelbar neben dem Mausoleum ist das ehemalige Derwischkloster, welches heute als Museum für die Exponate und Manuskripte des Mystikers Mevlana dient.
Innerhalb der Mauern erhob sich zentral der grüne Kuppelbau mit seinen zwei Türmen. Gesäumt wurden dieser von zahlreichen holzüberdachten Gängen entlang der Mauern in denen die verschieden Unterkünfte und Nebenräume Platz fanden.
Neben den typischen Fliesenornamenten waren die Decken und teils die Wände mit sehr aufwendigen Holzarbeiten belegt. Zahlreiche Kalligrafien sowie den kleinsten Koran konnte man hier besichtigen.
Der Zutritt in das Mausoleum war zu dieser Zeit nicht möglich, einzig eine geöffnete Seitentür erlaubte einen kleine Blick ins Innere und ließ die volle Pracht ansatzweise erahnen.
Zudem herrschte hier striktes Photo- und Filmverbot. Die begrenzte Zeit erlaubte keine großen Erkundungen und somit bleibt nur der Eindruck eines imposanten islamischen Bauwerkes in Erinnerung.
Nach diesem, für meinen Geschmack sehr knappen Halt, saßen wir alle wieder vollzählig im Bus und unsere Tour ging weiter zu unserer nächsten Übernachtung.
Ein Highlight, was in dieser Region natürlich nicht fehlen darf, sind die tanzenden Derwische. Ein abendlicher Besuch in einer nahe gelegenen Gastronomie brachte neben Geselligkeit auch eine umfangreiche, kulturelle Darbietung der Derwische mit sich.
Der Orden ist mittlerweile sehr bekannt geworden durch seine eigenwillige Meditationen. Dabei drehen sie sich so schnell im Kreis, dass die weißen Gewänder förmlich anfangen zu fliegen und die Mönche dabei in eine tiefe Trance fallen – die “Sema”.
Mit wurde schon schwindlig, nur vom Hinschauen, sagenhaft! Sollte man auf jeden Fall mal gesehen haben.
Das Görkündere Tal
Der nächste Tag versprach laut Programm reichlich Aktivitäten. Es ging zu Fuß in die unwirklich erscheinende Tuffsteinlandschaft von Kappadokien.
Ein strammer Fußmarsch führte uns in einer dieser zahlreichen Täler mit den bizarren Gesteinsformationen, für die diese Region so bekannt ist.
Entlang eines spärlich markierten Pfandes suchten wir unseren Weg ins Görkündere Tal. Gesäumt war der Weg von den vielen Felsen mit seinen unwirklichen Formen.
Auf halben Weg passierten wir ein typisches Lager der hier ansässigen Bevölkerung. Hergerichtet als eine Bar, wirkte es für meinen Geschmack ein wenig inszeniert aber man gewann eine gewisse Vorstellung über die Sitten und Gebräuche hierzulande.
Weitaus interessanter waren natürlich die über Jahrhundert durch Erosion geformten Gesteinsformationen und aus fotografischer Sicht das wirkliche Highlight dieser Reise.
An einigen Stellen erlaubte der Aufstieg auch immer wieder einen Ausblick auf das nahe Umland mit seinen bizarre, pilzartigen Formen.
Ein atemberaubende Naturlandschaft und reichlich Motive für meine Kamera. Aber das Erstaunlichste waren die von Hand angelegten Höhlen und die befanden sich zumeist an den unwirklichsten Stellen.
Gut drei Stunden wanderten wir durch dieses Tal bis es dann zum Bus zurück ging. Unsere nächste Station und zugleich der Auftakt zum zweiten Reisebericht aus Kappadokien war Çavuşin, ein Dorf im Landkreis Avanos.
Und diese Formenvielfalt sollte erst der Anfang sein zu dem, was in den kommen Tagen noch auf uns wartete.