Irgendwie, so scheint es manchmal, lässt sich Urlaub und Geschäft nicht wirklich trennen!? Dann ist es vermutlich das Schlaueste, einen wünschenswerten Mittelweg zu finden und das Nötige mit dem Angenehmen zu verbinden.
Auch wenn meine auswertigen Termin keine großen Zeitfresser waren, so mussten Sie aber irgendwie in meine diesjährigen Fahrplan passen. Also hab ich mir eine passende Tour zurechtgelegt und den Gaul, im wahrsten Sinne des Wortes, von hinten her aufgezogen.
Inhaltsverzeichnis
Ein Plätzchen an der Zschopau
Um den „größten“ Posten vorab zu erledigen, habe ich beschlossen, meine kleine Tour von Hinter aufzurollen. Also ging es am ersten Tag erst einmal direkt 450km Richtung Süden, hinunter in das schöne Sachsenland. Meine erste Übernachtungsstation war ein kleiner Campingplatz, den ich bereits aus dem Vorjahr kannte.
Der Platz selbst liegt direkt an der Zschopau, beherbergt einige Dauercamper und hält für den spontanen Besucher eine größere Wiese bereit. Ein idyllisches Plätzchen, der auch perfekt als Ausgangspunkt für viele Wander-, Rad- oder Paddeltouren genutzt werden kann.
Zudem ergab sich hier auch noch die spontane Gelegenheit, einen alten Freund widerzutreffen. Ein perfekter Tagesausklang bei einem intensiven Schwatz und wie kann es anders nicht sein, ein paar leckeren Sachen auf dem Grill.
Somit war der gesamte Fahrstress vom Vortag verflogen als es am nächsten Morgen zu meinem ersten Termin ganz in der Nähe ging.
Zeitlich war der Termin überschaubar, sodass ich mich am Nachmittag bereits auf die Suche nach meinem nächsten Nachtlager machen konnte. Über Nossen ging es in Richtung Dresden – Radebeul weiter durch eine herrliche Weinlandschaft.
Ich hatte mir aus der „Park4Night“ App einige Plätze ausgeschaut und fuhr diese nach und nach an. Mein Navi (letzte Update irgendwann in den 2000dern…) schickte mich quer durch die Weinberge, es ging zuerst rauf auf den Berg und hinten wieder runter. Irgendwo kreuzte ich dann immer mal die neue Umgehungsstraße, die man auch einfacher Weise hätte nehmen können!?
Ich sag es mal so: „Ich hab einiges von der Natur und der Landschaft gesehen!“ Sei es drum, die ersten beiden Plätze entsprachen zwar absolut der Beschreibung in der App, allerdings würde ich sie maximal als Notplatz mitten in der Nacht anfahren.
Also die nächsten Koordinaten ins Navi eingeben und weiter ging die Suche. Gelandet bin ich dann auf einem alten „Campingplatz“, der eigentlich schon lange gar keiner mehr war.
Der Betreiber hat diesen bereits vor Jahren aufgegeben und ein Nachfolger war noch nicht gefunden, so klagte mir ein ansässiger Camper, der die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben hatte. Einige der „Alten“ hielten noch eisern die Stellung, auf vielen Plätzen waren die ehemaligen Nutzer aber auch schon umgesiedelt.
Verlassene Resten von Überdächern und über die Zeit verwilderte Hecken formten ein ehr tristes Bild eines ehemals idyllischen Campingplatzes.
Vor dem Gelände erstreckte sich ein kleiner Parkplatz, ehemals wohl für Besucher und Anreisende gedacht, der mein heutiger Schlafplatz wurde. Ein paar Schritte entfernt von meinem Standplatz einer der vielen Seen in der Gegend, der „Obere Waldteich“ See. Diesen nutzte ich am nächsten Morgen auch gleich für ein erfrischendes Bad, bevor es auf die nächste Etappe ging.
Das Jagdschloss in Moritzburg – Eisenberg
Ursprünglich hatte ich ja einen Besuch in Dresden im Sinn, allerdings hatte mich die gestrige Stellplatzsuche immer weiter nach Norden, Richtung Moritzburg, gebracht. Kurzerhand schwenkte ich um und stattete dem, nur vier Kilometer entfernten, Jagdschloss Moritzburg einen kleinen Besuch ab.
Es war noch verhältnismäßig früh am Tag als ich vor dem Schlossgelände ankam. Der große Parkplatz füllte sich gerade erst. Nach und nach rückten die großen Reisebusse und Tagestouristen aus allen Ecken des Landes an.
Ein Highlight neben dem Schloss selbst das Landgestüt Moritzburg als Teil der Sächsische Gestütsverwaltung, ansässig in den ehemaligen kurfürstlichen Jagdställen.
Letzteres ist nun nicht mein bevorzugter Anlaufpunkt also ging es bei strahlend, blauen Himmel durch eine großzügig angelegte Parklandschaft direkt zum Schloss. Eine breite Allee, gerahmte von allerlei Skulpturen und kleineren Bäumen trennte die ehemals vier Schlossteiche voneinander.
Diese mündete in einer überdimensional breiten Treppe, die auf den ausladenden Vorhof des Schlosses führten. Hier ist alles etwas größer und breiter gebaut, halt dem ausschweifenden Barock geschuldet.
Ursprünglich wurde das Schloss als Jagddomizil im Renaissancestiel vom Herzog von Sachen und späteren Kurfürsten Moritz von Sachen 1542 bis 1546 errichtet.
Erst im 18. Jahrhundert gestaltete der Zwingerbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann im Auftrag Kurfürst August von Sachen, später König August der II. von Polen das barocke Lust- und Jagdschloss wie wir es heute noch vorfinden.
Wandert man um das Gebäude begleiten einen eine unzählige Schar von Jagdskulpturen auf der breiten Balustrade, etwas versteckter dagegen, auf einer Nebentreppe, der goldene Schuh von Aschenputtel. Ein kleines Accessoires aus einem der gleichnamigen, hier über die Jahre, gedrehten Filme.
Das Biosphärenreservat Spreewald
Anvisiertes Etappenziel für den heutigen Tag war grob gesehen der untere Spreewald. Ein konkretes Ziel bzw. Ort hatte ich hier nicht im Hinterkopf. Ich wollte einfach sehen wo es mich hin treibt.
Gegen ca. vier Uhr nachmittags rollte ich bereits gemütlich durch Lübbenau/Spreewald. Ich arbeitet mich durch die zahlreichen Touristenströme bis zum „Südumfluter“ vor, einer der zahlreichen Wasserläufe rund um die Stadt.
Hier verschaffte ich mir erst einmal einen Überblick nach möglichen Übernachtungsplätzen. Laut der App waren auch einige Stellplätze ganz in meiner Nähe ausgeschrieben. Also mal wieder die Koordinaten ins Navi eingegeben und auf die Suche gegangen.
Der erste Stellplatz war eigentlich ein Bootsverein, der seine freien Parkplätze für die Nacht und etwas Endgeld anbot. Nicht gerade meine Idealvorstellung für die Nacht!
Ich durchfuhr noch ein wenig den Ort und mehr durch Zufall landetet ich vor den Toren des Natur- Campingplatzes „Am Schlosspark“. Um nicht wieder den halben Abend mit Stellplatzsuche zu verbringen checkte ich kurzerhand für eine Nacht hier ein. Ein langgezogener Platz direkt an der „Lehder Fließ Süd“, ein Nebenarm der Spree.
90% der anwesenden Gäste waren genau wegen dieser Lage hier. Wassersport und Kanufahren standen hier absolut im Focus. Die meisten mit Ihren eigenen Booten und wer keins dabei hatte konnte hier wirklich an jeder Ecke eins ausleihen.
Ich bezog erst einmal meinen zugewiesenen Platz und richtete mich ein. Es war erst später Nachmittag, also beschloss ich zu Fuß die Umgebung zu erkunden. Der Platz grenzt am Ende direkt an den Schlosspark. Also ging es schon wieder durch eine riesigen Parkanlage, diesmal vom Schloss Lübbenau.
Die ursprüngliche mittelalterliche Wasserburg wurde um 1600 im Renaissancestil zum Schloss umgebaut. Um 1621 erwarb die Familie des italienischen Festungsbaumeisters Rochus Guerrini Graf zu Lynar die Herrschaft Lübbenau und siedelte hier über Dreijahrhunderte.
Später, zwischen 1817 und 1820 erhielt das Schloss sein heutiges Aussehen. Maßgeblich beeinflusst durch Carl August Benjamin Siegel, einem deutschen Architekt aus Dresden. Mittlerweile fungiert das alte Gemäuer als Hotel und Tagungsort und erfreut sich höchster Beliebtheit.
Durch den großzügig angelegten Schlosspark ging es rein in die Innenstadt von Lübbenau. Nur unweit vom Schloss beginnt ein lange Einkaufs- und Gastronomiemeile. Neben zahlreicher Souvenirshops und den üblichen Kamottengeschäften immer wieder kleine (Bio)-Märkte mit den berühmten Spreewälder Gurken. Hier fand man so ziemlich alles was man aus Gurken nur machen konnte.
Zwischen alledem die unterschiedlichsten Kaffee´s und Bistros mit ausladenden Außenbereichen und so gut besucht wie seit zwei Jahren wohl nicht mehr. Corona war hier und jetzt definitiv vorbei!? Ich entschied für den Moment es mal bei diesen Eindrücken zu belassen und steuerte wieder meinen nächtlichen Stellplatz an.
Auch unterwegs gilt es, sowas wie einen „kleine Hausstand“ zu führen also nutze ich die Gelegenheiten eines modernen Campingplatzes. Einzig das „freie“ W-LAN reichte wohl nicht ganz bis zu meinem Standort und so musste ich wieder auf eigene Ressourcen zurückgreifen.
Berlin und sein Verkehr
Gelegenheiten sollte man nutzen wenn sie sich ergeben. So hatte ich mir vorgenommen – wenn ich dann unterwegs bin – auch einen großen Sport- und Campingzubehörmarkt anzufahren um noch einige Sachen für den Bus zu organisieren. Ursprünglich in Dresden geplant war nun Berlin dafür auserkoren. Es passte insoweit recht gut da ich am nächsten Tag eh meine zweiten Geschäftstermin in Berlin hatte. Somit war ich schon mal ganz in der Nähe.
Doch bevor es losging stattete ich dem Lübbenauer Marktplatz noch einen letzten Besuch ab und ließ mich bei bestem Sonnenschein und morgendlich warmen Temperaturen zu einem üppigen Frühstück nieder. Gestärkt ging es dann in Richtung Berlin auf die Piste. Ich hatte mir zwei Standort außerhalb des Zentrum rausgesucht. In den Berliner Stadtverkehr mitten in der Woche wollte ich dann doch nicht, eigentlich!
Fündig wurde ich dann im Markt in Ahrensfelde wo ich mich ausgiebigst durch das Sortiment arbeitete. Grundlegend hab ich nichts gegen den Online-Handel aber bei einigen Sachen ist es schon besser, wenn man sie in die Hand nehmen, probieren und testen kann.
Zumal auch letztlich das Packmasse eine wichtige Rolle spielte. Ich habe im Bulli nur ein begrenzten Platz und den möchte ich natürlich so effizient wie nur möglich ausnutzen. Das gesamte Setup stelle ich Dir in einem der nächsten Beiträge etwas genauer vor.
Nun sprach ich oben von eigentlich, was den Berliner Stadtverkehr angeht. Eigentlich hätte man es lassen sollen! Um in die Nähe meines nächsten Termins am nächsten Tag zu kommen hatte ich die Wahl zwischen ein paar Kilometer quer durch die Stadt oder deutlich mehr Strecke außen umzu. Nun rate mal, ich habe die Stadtdurchfahrt genommen, fataler Fehler!
Die relativ kurze Wegstrecke wurde zu einer dreistündigen, nervenaufreibenden „Stop and Go“ Tortur. Derart viele Baustellen hintereinander gibt es wahrscheinlich nur in Berlin. Und das nicht nur mich das nervte war dem Fahrstil vieler Berliner anzumerken. Nebenbei bemerkt, ich kenne einen ziemlich chaotischen Stadtverkehr aus Italien, dass hier war noch einmal ein Level heftiger!
Während man es in Italien mit einem gewissen Humor und vielen zweideutigen Gesten hinnimmt wird es hierzulande doch sehr aggressiv und persönlich. Da lob ich mir die Mecklenburger Genügsamkeit, auch auf der Straße.
Sei es drum, irgendwann hatte ich auch diese Etappe hinter mir und es galt nun nur noch den passenden Stellplatz für die Nacht zu finden.
Havelromantik
Hier half dann mal wieder die „Park4Night“ App. Die ersten Treffer in der Nähe waren ein zwei Parkplätze im Randgebiet von Berlin. Da ich nach den Erfahrungen der letzten Tage zu „einfachen“ Parkplätzen einen gewissen Vorbehalt entwickelt hatte, suchte ich noch ein wenig weiter.
Eine sehr vielversprechende Empfehlung fand sich kurz hinter Birkenwerder, direkt an der Havel gelegen. Auch die Kommentare versprachen ein idyllisches Plätzchen. Kurzum, das war mein Ziel für heute Nacht ohne noch weiter zu suchen. Und es sollte sich alles bewahrheiten.
Der Standort „Havelidyll“ war mehr eine kleine Bungalowsiedlung als ein Campingplatz. Wie angekündigt fanden sich fünf Camper-Stellflächen auf dem Gelände. Alle direkt an der Havel gelegen. Ich checkte ein und hatte sogar alle Flächen für mich, den momentan nutzte nur ein Bautrupp von der nahe gelegenen A10 Baustelle bei Birkenwerder die Bungalows als temporäres Zuhause.
Auch die Tatsache, dass der Platz direkt an der Berliner Straße lag machte ihn nicht schlechter oder wie man vermuten könnte, lauter. Von der Bundesstraße war zu dieser Zeit kaum etwas zu hören.
Da das hier meine letzte Nacht für diese Tour war, ein kleines Zwischenfazit spezielle zu der Stellplatzsuche und der erwähnten „Park4Night“ App. Eins vorweg, es ist und soll hier keine Werbung für diese App sein. Ich hab sie schon eine Weile ungenutzt auf dem Handy und hatte mir vorgenommen, sie bei dieser Tour einmal ausgiebigste zu testen und zu nutzen.
Ich habe in drei verschiedenen Bereichen zwischen Sachen und Brandenburg nach passenden Plätzen gesucht. In allen Fällen hatte ich mehr als genügend Treffer, die je nach Anspruch für eine Übernachtung ausreichend waren. Einige der Plätze hätte ich persönlich wirklich nur als allerletzte Möglichkeit angesehen, die Nacht rum zu bekommen.
Unweigerlich werden sich einige Plätze auch über die Zeit verändert haben und nicht mehr ganz der Beschreibungen entsprechen, was ich jetzt nicht unbedingt als Manko ansehen. Höherer Sinn ist es ja an Deinem momentanen Standort ein Übernachtungsmöglichkeit zu finden und das hab ich. Wenn auch nicht immer gleich auf dem ersten Treffer.
Suche nach dem Verlorenem
Für die letzte Etappe hatte ich noch eine LostPlace im Visier, den ich schon einige Zeit auf dem Zettel habe. Er lag jetzt quasi auf dem Weg, also beschloss ich kurzum das Gelände anzufahren. Die Sache entpuppte sich dann doch als ein größeres Vorhaben als ich es mir gedacht hätte.
Der LostPlace mit den photographisch interessanten Gebäuden lag in einem sehr weiträumigen Gebiet, dass mit dem Bus nicht befahrbar war bzw. befahren werden durfte.
Ich hätte von einem Standplatz noch locker zwei bis drei Stunden Fußmarsch vor mir gehabt. Für ein derartiges Unterfangen war dann bei dieser Gelegenheit die Zeit einfach zu knapp.
Also blieb es für´s Erste dabei, die Lage zu checken und eine idealen Anfahrweg zu erkunden. Den eigentlichen Photowalk werde ich dann zu passender Gelegenheit und deutlich besser vorbereitet nachholen.
Unterm Strich
1500 km mehr oder weniger spontan durch die Republik ohne ein wirklich festes Reiseziel. Einzig meine zwei Termin gaben mir eine grobe Richtung vor.
Eine Sache die ich immer noch auf dem Zettel hatte, die “Park4Night” App mal so richtig im Feld zu testen, kann ich jetzt von meiner Liste streichen. Sie funktioniert und erfüllt ihren Zweck und für den Notfall finde ich damit immer ein Plätzchen für die Nacht.
Ansonsten war es einfach mal nur befreiend, ohne einen großen Plan die sommerlichen Tage zu genießen.