Ein sehenswerter Mehrwert bei einer Urbex-Tour sind Streetart Gemälde oder allerhand Graffiti jeglicher Couleur. Und spezielle bei Letzterem reicht die Palette von sinnfreiem Gekritzel bis zu technisch anspruchsvollen Werken. Das „Writing“ ist dabei in der öffentlichen Wahrnehmung am weitesten verbreitet.
Kern dieser Werke ist ein anspruchsvoll in Szene gesetzter Schriftzug, zumeist das Pseudonym des Sprayers. Einzig dazu erschaffen, aufzufallen und den Verfasser in der Szene bekannt zu machen. Im Gegensatz zur Streeart, die sich inhaltlich mehr auf bildliche Motive stützt.
Inhaltsverzeichnis
Beat Street – Der Film
Die Leidenschaft zu dieser außergewöhnlichen Kunstrichtung entflammte bei mir bereits in den 1980er Jahren. Seinerzeit kam der Film „Beat Street“ auch in die ostdeutschen Kinos.
Während sich viele meiner Mitschüler auf die neuen Tanzrichtungen stürzten, interessierte ich mich mehr für die visuell künstlerischen Ergüsse des Films. Speziell die Möglichkeit, mit einer Spraydose zu malen und das auch nicht gerade auf Papier.
In der Folgezeit hielten, aus Ermanglung bunter Farbsprühdosen, auch gerne mal Rostschutzlack und Lederfarbe her, um eigene Werke zu schaffen. Ich glaube den Film habe ich mir 16 Mal im Kino angeschaut, um auch wirklich jedes Detail in mich aufzusaugen.
Wie heißt es so schön: „Es war eine Phase!“. In späterer Zeiten begnügte ich mich mit meiner Kamera und diese Bilder wurden zu einem immer gerne gesehenen Motiv.
155 km Leinwand
Graffiti und Streetart brauchen ebenso wie andere künstlerische Arbeiten eine Leinwand, auf der sie entstehen und existieren können.
In diesem Fall sind sie allerdings deutlich härter und größer als die herkömmlichen Malgründe. Die wohl bekannteste „Leinwand“ Deutschlands ist die Berliner Mauer.
Jahrzehnte das Objekt der Begierde schlechthin, wenn es um Graffiti und Streetart ging. Die westliche Seite der Mauer war über die Jahre ein buntes Potpourri der verschiedensten Künstler und Stile.
Nach dem Mauerfall bekam auch, der er Grau-in-Grau gehaltene, östliche Teile ein ganz neues Gesicht.
Aus den einst 155 km sind mittlerweile nur noch ein paar Kilometer übrig und konzentrieren sich in Berlin-Friedrichshain zur „East Side Gallery“. Die Open Air Gallery zieht sich auf der Mühlenstraße zwischen dem Berliner Ostbahnhof und der Oberbaumbrücke entlang der Spree. Im Frühjahr 1990 verewigten sich auf diesem kleinen Teilstück der Mauer 118 Künstler aus 21 Ländern.
Das East Side Projekt selbst entstand aus einem Hilferuf der Berliner Künstler und des Verbandes bildender Künstler der DDR. Viele Künstler der ehemaligen DDR erhielten ab Oktober 1989 keine Einkünfte mehr aus ihren größtenteils staatlich finanzierten Projekten.
Um den ostdeutschen Künstlern Möglichkeiten zur Bewältigung ihres finanziellen Alltags aufzuzeigen, kam es ab 1990 zu Verhandlungen über den Zusammenschluss der beiden deutschen Verbände.
Spaziergang an der Spree
In meiner Studienzeit in Berlin hab ich mehrmals die Gelegenheit wahrgenommen, die East Side Gallery zu besuchen. Sei es als reine Phototour oder mal eben nur ein Spaziergang an der Spree. Bei sommerlichen Temperaturen tummeln sich hier gerne, aber dutzende Menschen auf den umliegenden Wiesen des Spreeufers.
Eine internationale Couleur von interessierten Berlin-Besuchern vermischt sich mit der Berliner Stadtbevölkerung aller Altersgruppen. Ein belebender und nicht zuletzt inspirierender Ort um neue Ideen zu sammeln oder einfach nur mal die Seele baumeln zu lassen.
In diesem Sinne …
„Sie kommen jeden Tag und verunstalten unsere Städte. Sie hinterlassen überall ihre idiotischen Schriftzüge. Sie machen aus der Welt einen hässlichen Ort. Wir nennen sie Werbeagenturen und Stadtplaner.“
Banksy – Streetartkünstler