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Beelitz Heilstätten – die zweite Phototour

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Beelitz Heilstätten – die zweite Phototour

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Nach der ersten überwältigenden Tour zu den Beelitz Heilstätten lag es nur nahe noch einen zweiten Besuch einzuplanen. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass ich bei der ersten Tour nicht mal ein Viertel von dem gesehen habe, was die Heilstätten zu bieten haben. Es sollte allerdings über eineinhalb Jahre dauern, bis ich die zweite Tour organisiert bekommen habe.

Zum einen fehlte bei mir immer irgendwie die Zeit, auf der anderen Seite musste ich auch schauen, wann und wo welche Touren im Angebot waren. Da Beelitz nach wie vor einer der interessantesten Hotspots für derartige Touren ist, sind auch die Termine schnell ausgebucht. Irgendwann hat aber alles gepasst und es ging zur zweiten Beelitz-Phototour.

Die Lungenklinik in Beelitz

In der ersten Runde ging es ja ins „Männerhaus“, eine der älteren Teile der Anlage. Diesmal sollte es in die „Lungenklinik“ gehen, der Teil, der in der zweiten Bauphase um 1908 herum entstanden ist. Das alles klang nach reichlich guten Motiven. 

Der Flur vor den OP-Sälen in der Lungenklinik

Wie immer trafen wir uns auf einem Sammelplatz nahe der Anlage. Bei den organisierten Touren von „go4know“ herrscht immer ein nettes Durcheinander an Leuten. Die Gruppenstärke ist im Regelfall immer auf 20-25 Leute begrenzt. Auch wenn das im ersten Moment viel erscheinen mag, aber die Gruppe zerläuft sich dermaßen im Laufe der Zeit, dass du manchmal das Gefühl hast, allein zu sein.

Interessanterweise sieht man am Sammelpunkt auch gleich wer etwas professioneller unterwegs und wer eigentlich nur zum Sightseeing kommt. Kurze bunte Bermudashorts und Flip-Flops sind dann nicht gerade die richtige Bekleidung für derart Touren. Dementsprechend latschte dann auch diese Fraktion, mit ihren Handys und allerhand bunten Einkaufstüten bewaffnet, durchs Gelände und im besten Fall quer durchs Bild.

Ein absolutes No-Go in meinen Augen. Aber da bemerkt man auch den Nachteil solcher organisierten Touren. Glücklicherweise verlief sich die Gruppe recht schnell und somit waren auch diese Leute schnell aus dem Blick und aus dem Sinn. Ich hatte meine Ruhe und konnte in aller Stille meine eigenen Entdeckungen machen.

Ein anderer Blickwinkel auf den Flur vor den OP´s

Neben der eigentlichen Entdeckungstour über das Gelände wird auch die Photographie streckenweise zu einer kleinen Herausforderung. Dazu muss man wissen, dass ich nicht nur Schnappschüsse der Motive mache, sondern versuche, die meisten Motive via HDR zu photographieren. Die HDR Technik (High Dynamic Range) stellt vor Ort und auch später am Rechner etwas höre Ansprüche an Mensch und Maschine. Belohnt aber mit Bildern die einen sehr umfangreichen Detailreichtum und Dynamikumfang aufweisen.

Motive in HDR Technik photographiert

Vor Ort bedeutet dies erst einmal deutlich mehr Ausrüstung mit dir rumschleppen. Ist ein geeignetes Motiv gefunden, beginnt der Aufbau der Technik. Die teils recht dunklen Motive verlangen schon von Haus aus ein Stativ, um ein verwacklungsfreies Bild zu photographieren. Dann sollte man auf jeden Fall einen Fernauslöser für seine Kamera an Bord haben, denn auch beim Auslösen, direkt an der Kamera, kann es noch zu Verwacklungen kommen.

Steht die Technik, geht es an die Einstellungen. Bei der HDR-Photographie werden sogenannte Belichtungsreihen photographiert. Dies bedeutet, das Motiv wird wenigstens dreimal abgelichtet. Um noch feinere Strukturen herauszuarbeiten, sind auch 5 oder 7 Aufnahmen möglich. Die Anzahl würde ich aber immer von den Möglichkeiten an meinem Rechnersystem abhängig machen, den mit jeder weiteren Aufnahme wächst auch die Dateigröße.

Tapeten Design auf Russisch

Das Prinzip hinter HDR ist leicht erklärt. Im Grunde wird vom jeweiligen Motiv immer eine original belichtete Aufnahme gemacht, alles anderen Aufnahmen sind jeweils Belichtungskorrekturen in den positiven und negativen Bereich. Es entstehen so also deutliche über- und unterbelichtete Photos. Je mehr Varianten eines Motivs entstehen, um so differenzierter können im späteren Bild die Feinheiten ausgearbeitet werden.

Die Bilder werden später im Rechner miteinander verrechnet. Es liegt auf der Hand, dass alle Bilder das gleiche Motiv und ohne Verwacklung abbilden sollten. HDR funktioniert daher am unbelebten Objekt am aller besten, ein bewegtes Motiv oder Menschen dagegen funktionieren bedingt oder gar nicht mit dieser Technik. Sehr unschön ist dann auch, wenn Dir die „Sightseeing-Touristen“ während einer Belichtungsreihe durch das Bild latschen.

Ein nächstes wichtiges Utensil ist eine starke, punktgenaue Taschenlampe. Fällt das Motiv in den Schatten oder liegt es in einem dunklen Bereich, lässt sich über den automatischen Focus das Motiv nicht mehr scharf stellen. Hier hilft die gute Lichtausbeute einer Taschenlampe. Damit sich der Autofokus nicht mehr ändern kann, während der Belichtungsreihe, stelle man an der Kamera die Automatik zurück auf die manuelle Fokussierung. Somit bleibt für die gesamte Belichtungsreihe der einmal vorgewählte Focus bestehen.

Die BKT Taste an einer Nikon D200 und das Bracketing Menü

Die Belichtungsreihe finden man an Spiegelreflexkameras zumeist unter der „Bracketing Funktion“ im Menü. Bei meiner Nikon gibt es zusätzlich die BKT Taste für die Einstellungen im oberen Display. Dies kann von Modell zu Modell aber abweichen. Ist dann alles eingestellt, justiert und ausgerichtet, wird photographiert. Die zweite große Herausforderung erfolgt dann am Rechner. Dazu werde ich aber mal einen gesonderten Beitrag machen. 

Ein OP Saal in der Lungenklinik der Beelitzer Heilstätten

Das Alpenhaus

Zurück zur eigentlichen Tour: Auf dem Programm standen diesmal drei interessante Gebäude. Neben einem Verwaltungstrakt, waren dies die Lungenklinik mit den OP-Sälen selbst und das Alpenhaus. Zu Letzterem gibt es eine ganz nette Anekdote:

Während des gesamten 2. Weltkrieges fungierten die Beelitz Heilstätten als Lazarett. Im Regelfall wurden solche Gelände und Gebäude auch nicht unbedingt von den alliierten Bombern in den Focus genommen. Zumal Feldlazarette auch keine explizite Luftverteidigung hatten. In den letzten Kriegswirren wurde es den Kommandierenden von Beelitz wohl aber doch zu heiß und sie liest auf dem Dach des Alpenhauses eine Flak gegen die Bomber aufstellen. Diese tat dann auch ihren Dienst bei der nächsten Bomberwelle.

Der Eingangsbereich im Alpenhaus

Nun, es kam wie es kommen musste, die Begleitflieger der Bomberverbände nahm auch diese Flak ins Visier und eliminierte sie. Die Folge war, dass das Alpenhaus sein gesamtes Dach verlor, und somit das einzige Gebäude der gesamten Heilstätten war, das wärend des Krieges zumindest teilweise zerstört wurde.

Nun ist es sehr erstaunlich, wie schnell die Natur sich von Menschenhand verändertes Gelände wieder einverleibt. Und sie macht da auch keinen Unterschied zwischen dem Erdboden oder der vierten oder fünften Etage. In über 60 Jahren nach diesem Vorfall entstand auf dem offenen Dach des Alpenhauses – das übrigens nie wieder repariert wurde – ein komplett neues Biotop. Heute erstreckt sich auf dem gesamten Gebäudedach ein komplett neues „Waldgebiet“.

Blick auf das zerstörte Dach des Alpenhauses

Du betrittst die Dachfläche und wähnst dich inmitten eines Waldes. Spätestens wenn du an eine Kante kommst, wird dir aber schlagartig bewusst, dass du eigentlich im fünften Stock bist. Ein wirklich faszinierenden Schauspiel der Natur und nebenbei bemerkt nicht ganz ungefährlich. Trotz allem, man muss es gesehen und erlebt haben, sagenhaft.

Unterm Strich

Und auch nach der zweiten Tour kann ich nur wieder sagen, genial! Die Beelitz Heilstätten sind ein definitives Muss zum Thema UrbanEx. Ich kann es nur noch mal wiederholen, nutzt die Chancen so lange dieses Gelände noch begehbar ist! In diesem Sinne, erfolgreiche Photojagt!

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