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Die Infanterieschule Wünsdorf

Lesestoff für 6 Minuten

Die Infanterieschule Wünsdorf

Lesestoff für 6 Minuten

Noch immer schwer begeistert von meinem Besuch in den Beelitzer Heilstätten und den Möglichkeiten Urbaner HDR-Photographie ging es in dieser Saison noch einmal auf eine neue Phototour. Diesmal in die Infanterieschule Wünsdorf.

Hä, Infanterieschule Wünsdorf? Noch nie was gehört davon!

Die Infanterieschule Wünsdorf

Anders als über Beelitz ist zur Infanterieschule Wünsdorf wenig bekannt. Zumindest ging es mir anfangs so. Also stand vor der Tour ein wenig Netz-Recherche an.

Persönlich habe ich ein kleines Faible für Geschichte und in dieser Hinsicht sollte Wünsdorf einen interessanten Background haben.

Geräumiges Zimmer im Verwaltungstrackt der Infanterieschule Wünsdorf

Geografisch gesehen ging es bei dieser Tour wieder Richtung Berlin. Wünsdorf, direkt an der alten F96 (B96) gelegen, nahe Zossen. Fahrtechnisch und Kilometer mäßig, also keine wirkliche Herausforderung. Auch der Treffpunkt mit den Jungs von „go2know“ war perfekt organisiert. Das zweite Abenteuer „UrbanEx“ konnte also beginnen.

Das photographische Sujet

Durch die erste Beelitz Tour erhoffte ich mir natürlich hier eben solche interessanten Objekte zu finden. Allerdings bescherte mir diese Annahme die erste Lektion in Sachen UrbanEx.

„Jedes Objekt ist anders und hat seinen eigenen Charme!“

Bedeutete in diesem Fall, dass das Gelände um die Infanterieschule Wünsdorf viel weitläufiger war und die Anzahl der Gebäude dagegen sehr überschaubar.

Nun muss man dazu auch wissen, dass die Gebäude im Grunde leer sind. Das bedeutet, wenn das Gebäude nicht aus architektonischer Sicht interessant ist, drinnen wird es nicht unbedingt besser.

Treppenaufgang
Dachgeschoss in der Infanterieschule Wünsdorf

Da kann auch mal schnell einige Zeit ins Land gehen, um ein lohnenswertes Motiv zu finden. Aber angesichts der turbulenten Militärgeschichte erhoffte ich mir doch das eine oder andere Motiv zu finden.

Altes Waldhaus auf dem Geländer der Infanterieschule Wünsdorf

Rückblick Sommer 1877

Bereits im Jahr 1877 befand sich in Kummersdorf ein Artillerie-Schießplatz der Preußischen-Artillerieprüfungskommission. In den Folgejahren erweiterte sich das Gelände um den Schießplatz Jüterbog und später bezog man das Umland von Zossen, Wünsdorf und Zehrensdorf mit ein.

Ab ca. 1910 entstanden in Wünsdorf die ersten Kasernengebäude und Truppenübungsplätze. Ab 1913 folgte dann die Infanterieschule Wünsdorf. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Wünsdorf dann Hauptquartier der Reichswehr.

Eingangsbereich einer kleine Waldvilla der Infanterieschule Wünsdorf

Eine Moschee für Wünsdorf

Seinerzeit war das Osmanische Reich ein Verbündeter der Mittelmächte, dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn. Im Zuge dieser Allianz entstand 1915 die erste Moschee mit einem eigenen Imam im Deutschen Kaiserreich.

In den 1920er Jahren kam es im Zuge einer Zusammenarbeit der Reichswehr mit der Roten Armee auch zum Bau einer russisch-orthodoxen Kirche.

„Maybach I“ und „Maybach II“

1933, mit der Machtergreifung der NSDAP, entwickelte sich Wünsdorf zum militärischen Zentrum der Panzertruppen. Der erste Panzerverband der Wehrmacht wurde nach Wünsdorf verlegt.

1935 formierte sich an diesem Standort die 3. Panzer-Division. Im selben Jahr bezog hier auch das Oberkommando des Herres ihren Sitz. Das Oberkommando der Wehrmacht folgte 1938.

Im Rahmen des Ausbaues um Wühnsdorf errichtete man im Norden eine Waldsiedlung für die Angestellten und Angehörigen der Wehrmacht. Ab 1937 folgte der bombensicher, teils unterirdische Bunkerausbau unter der Tarnbezeichnung „Maybach I“ und „Maybach II“.

Das Amt 500

Nach Kriegsende übernahmen die Russen das gesamte Gelände, wie in vielen östlich gelegenen Gegenden. Es blieb somit auch vorerst in militärischer Benutzung und erhielt den Sitz des Oberkommandos der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland.

Der Bahnhof Wünsdorf wurde so zu einem Sonderbahnhof der Alliierten in Berlin. Noch bis 1994 verkehrte regelmäßig ein Zug zwischen Wünsdorf (Berlin) und Moskau. Der überwiegende Teil der Bunkeranlagen wurde in den Folgejahren gesprengt bzw. demontiert.

Einzig das „Amt 500“ (Bunker Zeppelin) überlebte die Räumung und kam in den Mitte 70er Jahre nochmals zu Einsatz als Kommandozentrale der 16. Sowjetischen Luftarmee.

Fazit dieser Tour

Von all den hochinteressanten Sachen ist leider nicht mehr viel übrig geblieben oder nicht begehbar. Somit standen neben einigen Unterkünften und Verwaltungsgebäude nicht viel sehenswertes Gebäude auf der Liste.

Ein verfallenes Gewächshaus hahe eine Ville mitten im Wald.

Einzig die verstreuten Villen der Offiziere im nah gelegenen Waldgelände boten einige interessante Motive.

Unter dem Strich war die Photoausbeute geringer als zuvor in Beelitz, dafür die gefühlt gelaufenen Meter mehr als doppelt so lang. Trotz allem war es ein spannender und wissenswerter Tag.

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