Ausgefüllt mit Arbeit verstrichen die Tage in der Provence wie im Fluge. Unsere täglichen Routinen wurden zur Gewohnheit und man merkte kaum noch, dass wir eigentlich im Ausland waren.
Es herrschte ein herzliches Gefühl der Fürsorge in unserem kleinen Hotel. Unsere Wirtin freute sich jeden Tag, wenn wir mit ein, zwei neuen Vokabeln aufwarten konnten.
Verschlafenes Le Brusc
Das Leben in Le Brusc ist zu dieser Jahreszeit sehr eingeschränkt. Viele Restaurants und Cafés haben geschlossen, einzig unser kleines Bistro neben dem Bäcker hielt die Stellung. Diese allumfassende „Leere“ hatte auch etwas sehr Beruhigendes. Dass es auch ganz anders sein kann, sollten wir noch früh genug erfahren.
Aber vorerst blieb es bei unseren Erkundungen um Le Brusc. Ein sehenswerter Punkt von Six-Fours ist das „Fort de Six-Fours“, weit über der Stadt gelegen, mit einem wunderbaren Rundumblick. Ursprünglich einmal als Verteidigungsanlage gegen Überfälle der Sarazenen geplant, prägt die Anlage auch heute noch das Stadtbild von Six-Fours.
Six-Fours-les-Plages in der Provence
Auch das hügelige Hinterland von Le Brusc lädt zu spannende und entdeckungsreichen Touren ein. Eine unserer Wanderungen führte uns hinauf zur „Notre-Dame du Mai“. Auf dem höchsten Punkt der Region, auf 352 m über dem Mittelmeer, thront die kleine Kapelle aus dem Jahr 1625.
Von hier aus lässt sich erst richtig das Ausmaß der Landschaft erahnen. Bei klarer Sicht erlaubt es den Blick bis nach Calanques bei Marseille im Westen und den Hyèrischen Inseln im Osten. Landeinwärts breitet sich Toulon vor einem Aus.
Ein Abstecher nach Saint Tropez
Wie bereits erwähnt waren wir ja nicht zum Spaß in die Provence gereist, sondern hatten den einen oder anderen Termin auf unserem Zettel. Einer dieser Termine führte uns für einen Tag rüber nach Saint Tropez, genauer gesagt nach „Port Grimaud“.
Für diesen Ausflug sind wir früh aufgebrochen und die Fahrt führt uns über verschlungene Straßen durch die malerische Kulisse der französischen Rivera. Unsere Route führte uns durch die weitläufigen Korkplantagen, die hier in der Gegend angebaut wurden.
Mit den ersten Sonnenstrahlen fingen die Wälder an, ihr gespeichertes Wasser aus der Nacht wieder abzugeben. Riesige Schwaden von Wasserdampf ergossen sich über die Hügel und tauchten die Landschaft der Provence in eine mystische Atmosphäre.
Am Ende dieser Route tauchte „Grimaud“ vor uns auf. Ähnlich wie Six-Fours, eine auf einem Hügel angelegte Verteidigungsanlage aus dem 11. Jahrhundert. Die alte Burg thront über der Bucht und biete den perfekten Rundumblick. Ihr zu Füßen liegt Port Grimaud. Eine erstaunliche und weit verzweigt Hafenanlagen, direkt am Golf von Saint Tropez.
In den 1960er Jahren entstand hier unter der Leitung des Architekten F. Spoerry eine postmoderne Hafenanlage, ganz nach dem Vorbild Venedigs. Die in traditionell mediterranen Bauformen errichteten Häuser bilden eine Art „Wall“ um das Areal, was immer wieder durchzogen wird mit Kanälen, über die unzählige Brücken einen Häuserwall mit dem nächsten verbinden.
Zwischendrin viele enge Gassen, in denen sich kleine Cafés und Geschäfte befinden. Diese gesamte Anlage umschließt letztlich den eigentlichen Hafen mit seinen ganzen Liegeplätzen.
Jet-Set und Luxusjachten
Da wir nun ja schon mal hier waren, durfte ein kleiner Abstecher nach Saint Tropez auch nicht fehlen. Anders als in unserem verschlafenen Le Brusc pulsierte hier das Leben.
Mittelpunkt derartiger Hafenorte an der Côte d’Azur sind die lange Uferpromenade, an dem sich die teuersten Luxusjachten aneinander aufreihen. Dem Gegenüber die vielen verschiedenen Bistros, Bars und Strandclubs mit ihren südländischen Spezialitäten.
Wer es sich leisten kann und etwas auf sich hält, dinierte meist sehr ausschweifend auf seiner Jacht. Alle anderen und vor allem „Nichtjachtbesitzer“ platzierten sich zumeist in die erste Reihe der Cafés und Bars.
Zwischen ihnen ein „überdimensionierter Catwalk“ auf dem die High Society flanierte und den neusten Pariser Chic der letzten Haute Couture zur Schau stellte. Alles nach dem klassischen Motto „Sehen und gesehen werden“.
Es war interessant, dies einmal mit eigenen Augen und Live zu sehen, haben muss ich sowas allerdings nicht. Daher beließen wir es auch bei einem Kaffee und einer kleinen Jachtenbesichtung und begaben uns auf die Suche nach einem ganz anderen Highlight von Saint Tropez.
Eine kultige Filmkulisse
Ich vermute mal, die 90er und 00er-Generation wird es kaum noch kennen. Es dreht sich um eine, fast schon kultige, Filmkulisse aus den 60er Jahren. Die „Gendamerie Nationale“ aus den Gendamen-Filmen mit Loise de Funès.
In den Ende 60er-Anfang 70er Jahren entstanden mehrere Filme um ein kleines Polizeiquartier in Saint Tropez. Ich bin seinerzeit mit diesen Filmen aufgewachsen, daher war es sehr spannend, einmal den Originalschauplatz zu sehen.
Leider, war vom einstigen “Glanz” nicht mehr viel zu merken. Eine Unsitte, so habe ich es schon an einigen Orten gesehen, ist das “sich verewigen” nach dem Motto “… Maier, Müller, Schulze war hier!” Grandiose Idee! Was soll so ein Mist, können die Leute nicht einfach ein Photo machen und gut is?
Alles hat ein Ende…
Es waren unbeschwerte Wochen in der Provence, aber irgendwann geht jede schöne Zeit einmal vorbei. Es galt also Abschied nehmen von der Côte d’Azur.
Für unsere Rücktour entschieden wir uns eine neue Route zu nehmen, da noch ein Stopp bei ein Händler in Cannes auf dem Zettel stand. Und so ging es dann geplant Richtung Heimat, vorerst entlang der französischen Rivera. Ein kurzer Halt in Cannes und dann weiter über Nizza, Sanremo rauf nach Genua. Zwischendurch konnten wir auch noch einen kleinen Blick auf Monaco werfen.
Hinter Genua ging es dann rüber an den „Lago di Garda“ für einen Zwischenstopp und die Übernachtung. Am nächsten Morgen dann weiter gen Norden über Bozen rauf auf den Brenner. Immer noch Sonnenverwöhnt standen wir auf dem Brenner plötzlich im Schnee, was angesichts unserer leichten Bekleidung etwas suboptimal war.
Zu Glück ging es danach nur noch bergab und so wich auch schnell der Schnee. Auch ließen wir Österreich relativ schnell hinter uns. Und das waren dann auch die interessanten Kilometer, denn ab jetzt hieß es Autobahn schrubben, einmal quer durch die Republik. Und mit jedem Kilometer mehr tauchten wir auch wieder in das feucht kalte norddeutsche Klima ein.
Geblieben sind auf alle Fälle die Erinnerungen an unsere französischen Gastgeber und unser kleines “Hotel du Parc” in Le Bruce. Eine, auch noch im Herbst und Winter sonnenverwöhnte Côte d’Azur. Und nicht zuletzt unsere zahlreichen Ausflüge vor Orte, die wir unternahmen.
Wenn ich diese Zeit heute noch einmal Revue passieren lasse, so möchte ich behaupten, dass wir Land und Leute besser und echter kennengelernt haben als der einfache Urlauber.
In unserer Zeit hier waren wir integriert, haben mit den Menschen gelebt, gelacht und gearbeitet. Intensiver kann man einen fremden Ort nicht kennenlernen!