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Photo-Walk in der Todeszone

Lesestoff für 5 Minuten

Photo-Walk in der Todeszone

Lesestoff für 5 Minuten

Mit den kommenden Tagen im November wiederholen sich auch wieder die Tage des Mauerfalls in Berlin. Es war eine sehr emotionale Zeit damals, die ich ein Stück weit vor Ort miterleben durfte.

Mit meinem Photo-Walk im Frühjahr 1990 durch die Todeszone am Potsdamer Platz entstand eine spektakuläre Bilderserie zeitgenössischer Kunst.

Frühjahr 1990 in Berlin

Durch den damaligen Mauerverlauf waren Teile des heutigen Potsdamer- sowie Leipziger Platzes eine riesige Brache im Herzen Berlins. Die sogenannte “Death zone” zwischen Vorderland- und Hinterlandmauer war über Jahre das Sinnbild deutsch deutscher Teilung.

Nach dem zügigen Abverkauf an den Automobilkonzern Daimler-Benz diente das Gelände erst als Abraumhalde, bis es schließlich Anfang der 2000er Jahre zur größten Baustelle Europas wurde.

In den ersten Jahren entstand hier eine Art “Freilichtpark” mit einer außergewöhnlichen Mischung überdimensionierter Skulpturen und Streetart.

Neben nachdenklich stimmenden Graffitos auf den verbliebenen Mauerresten entstanden auch teils kurios anmutende Skulpturen inmitten des Brachlandes. Schweres Gerät der ehemaligen Grenztruppen der DDR lan­cie­rte unfreiwillig zum Kunstobjekt.

Die Todeszone am Potsdamer Platz 1990

Ein, mich immer noch nachdenklich stimmendes Mauer-Graffito, zeigt in chronologischer Reihenfolge die “Abschüsse” an der ehemaligen innerdeutschen (Berliner) Grenze.

Es stimmt mich auch heute noch nachdenklich, wenn ich das Bild betrachte. War ich doch seinerzeit selbst in einen solchen Vorfall involviert, wenn auch nur indirekt.

Zu meiner Lehrzeit, Ende der 80er Jahre, waren wir für den theoretischen Teil der Ausbildung in Templin eine aus vielen Landesteilen zusammengewürfelte Truppe, viele von ihnen auch aus Berlin.

Irgendwann ergab es sich, dass drei der Jungs über das Wochenende ein Ausflug in die Hauptstadt planten. Aus irgendeinem Grund lehnte ich seinerzeit eine Mitfahrt ab. Wie sich später herausstellen sollte, unternahmen sie in der Nacht zum Sonntag einen Fluchtversuch.

Das Auto wurde aber schon weit vor den Grenzanlagen abgefangen und verunglückte. Soweit ich mich erinnern kann, staben alle drei bei dieser Aktion.

Parlament der Bäume

“Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.”

Walter Ulbricht am 15. Juni 1961

Erinnerungen an das “Tacheles”

Mit der Entstehung des neuen postmodernen Erscheinungsbilds am Potsdamer Platz verschwanden auch die zahlreichen Skulpturen. Ein kleiner Teil von ihnen schaffte es dennoch auf den Hof des Tacheles.

Das Tacheles, lange Jahre Dreh- und Angelpunkt der kulturellen Szene für Berliner gleichsam wie für die zahlreichen nationalen und internationalen Touristen. Auch ich besuchte diesen Ort regelmäßig, wenn ich Berlin einen Besuch abstattete. Unzählige Ausstellungen und die eine oder andere Nacht im Café Zapata sind mir in Erinnerung.

Das Treppenhaus, 2008

Der Komplex gehört zu der, Anfang des 20. Jahrhunderts von Franz Ahrens errichteten Friedrichstraßenpassagen, und verband die Friedrichstraße mit der Oranienburger Straße. Das offene Ladenkonzept mit zentraler Kasse floppte allerdings und bereits ein Jahr nach Fertigstellung übernahm Wertheim das Gebäude.

Seit dem wechselten noch oft die Besitzer, den deutlichen Verfall erlitt das Haus unter dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund, der ab 1948 hier einzog.

High End 54

Das schrille Gebäude in der Oranienburger, so wie ich es kennengelernt habe, erhielt seinen Namen durch die gleichnamige Künstlerinitiative Tacheles. Diese besetzte das Gebäude Anfang der 90er Jahre und bewahrte es vor dem totalen Abriss. In der Folgezeit handelte der Tacheles e.V. einen Miet- und Nutzungsvertrag mit dem Berliner Senat aus.

Über die Jahre etablierte sich das Tacheles als festes Kunst-, Aktions-, Veranstaltungs- und Kommunikationszentrum in Berlin. 30 Künstlerateliers, Ausstellungsflächen und Verkaufsräume für zeitgenössische Kunst waren, egal wann ich Berlin besuchte, ein fester Anlaufpunkt und Inspirationsquelle gleichermaßen.

Das “High End 54”, der “blaue Salon” und die “Panoramabar”, alles ist Geschichte! Um so kontroverser auch die Debatte nach dem Verkauf 2014, dass wieder mal ein Ort der Kunst u.a. einer Luxusimmobilie weichen muss!

Die Türen bleiben endgültig geschlossen!
Das Tacheles, 2015
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